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Für den Supersports hat Bentley auch ordentlich Gewicht abgespeckt, unter anderem bei den Bremsen, die jetzt aus Karbon sind ...

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... und bei den Sitzen, die schlanker sind.

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Neu ist der Supersports nicht, er war bereits 1925 ein sportlich erfolgreiches Supercar.

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Und Simon sagte: "Da geht noch etwas." Sinngemäß. Er sagte das auf Englisch und meinte: "Das geht noch schneller." Verdammt, dachte ich mir - und nicht viel mehr. Die Situation hatte sich gerade ziemlich verdichtet. Wir hatten Platz getauscht, eben war noch Simon gefahren, doch recht flott, wie ich eingestehen musste, jetzt war ich an der Reihe. Und Simon sagte: "Da geht noch etwas." Simon musste das wissen, immerhin ist er für die Fahrwerksabstimmung beim Bentley Supersports verantwortlich. Schon der Name: Supersports. Verdammt. Echt schnell.

Die Start-Ziel-Gerade am Cicuito Monteblanco nahe von Sevilla ist richtig lang, einen ganzen Kilometer lang, da baut sich eine ordentliche Geschwindigkeit auf, wenn man am Gaspedal bleibt. Das schien Simon zu meinen. Die Situation war ernst.

Gefühlte 300 km/h, geschätzte 250 km/h, aber Simon sagte, das waren noch nicht einmal 200 km/h am Ende der Geraden. "Da geht noch etwas" , sagte er.

Prinzipiell muss man sagen, dass die Höchstgeschwindigkeit des neuen Bentley Supersports, dessen Name Programm ist, wenn auch eine Reminiszenz an das gleichnamige Modell aus 1925, mit 329 km/h angegeben wird. Nicht 330 km/h, nur 329 km/h. Das ist irgendwie ein akademischer Wert, den ich nie erfahren werde, den Sie nie erfahren werden, und ich habe den Verdacht, auch Simon war nie 329 km/h gefahren. Wozu also? Man könnte sagen: Es ist gut zu wissen, dass man könnte. Wenn man wollte. Man könnte mit dem Bentley Supersports auch ganz schrecklich Porsches und Ferraris herbrennen, aber wer tut das schon? Es reicht, dass man weiß, man könnte. Wenn man wollte.

Ich war erstaunt, wie leicht und agil dieser Bentley auf der Rennstrecke wirkt. Der Allradantrieb schafft ein Gefühl der Sicherheit, das ESP, wenn man es nicht ohnedies abschaltet, greift ganz spät und smooth ein, das lässt auch noch einen Drift durch die Kurve zu, und Simon hat das ganz wunderbar vorgezeigt.

Jetzt sagt er: "Da geht noch was." Und er meint mich. Ich prügle die zwei Tonnen um die Strecke. Hatte ich schon erwähnt? 630 PS. Ja, doch. Und ein Drehmoment von 800 Newtonmeter. Ja, doch. Also da geht richtig was weiter.

Erstaunlich, dass sich Bentley so etwas traut. Mitten in der Krise. Aber Franz-Josef Paefgen, der Bentley-Chef, meint, sie müssen sich das trauen. Gerade wegen der Krise. Da braucht man neue Modelle. Und Mut und Innovation. Sonst bleibt man über.

220 km/h auf der Geraden, und die Kurve fliegt auf uns zu. Eine üble Kurve, die geht ganz scharf rechts ab.

Ein Kollege hat gemeint, hier müssten 280 km/h gehen. Simon sagt, 260 sind drinnen. Aber ich hab da meine eigenen Erfahrungen. Manchmal kommen die Kurven schneller und früher daher, als einem lieb ist. Da könnte es dann sein, dass gar nichts mehr geht.

Und das war hier ausgeschlossen. Mit allem Drum und Dran, also mit Steuern, aber noch ohne Extras, kostet der Supersports in Österreich knapp 280.000 Euro. Und das wollte ich Herrn Paefgen nicht antun, dass er da jetzt einen Wagen abschreiben muss, wo das eh so schwere Zeiten sind für eine Luxusautofirma. Und Simon hat mich vorher gewarnt: Nicht in der Mauer parken, keine Überschläge und schon gar keine Karambolagen mit anderen Bentleys auf der Rennstrecke. Aber er hat dann auch gesagt: "Da geht noch etwas."

240 km/h, und die Kurve fliegt auf uns zu. Paefgen steht in der Boxenstraße, und ich weiß genau, er hat gehört, wie ich fast schon am Ende der Geraden noch in die Sechste geschalten habe. Der macht sich sicher Sorgen. Aber Simon sagt: "Da geht noch etwas."

Ganz ehrlich: 260 km/h, und dann ist hier absolut Schluss. Wir sitzen in einem Bentley. Einem Wagen mit Straßenzulassung - und allem Luxus. Für mich ist schon vorher Schluss. Die 329 km/h probier ich ein anderes Mal aus.

Und Simon sagt: "Das reicht jetzt." Danke! (Michael Völker/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2009)