Yilmaz Dziewior.

Foto: Markus Tretter

Selbstverständlich werde er reisen und die Herausforderung annehmen, "Regionalität und Globalität zusammenzubringen." Zuerst aber, sagt Yilmaz Dziewior (44), der neue Direktor des Kunsthauses Bregenz (Kub), müsse er im Ländle ankommen, "um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was das bedeutet: Vorarlberg, Bodenseeregion" .

Deshalb hat Dziewior, der sieben Jahre den Hamburger Kunstverein leitete, auch noch kein fixes Programm im Gepäck. Das erste Halbjahr trägt - mit Tony Oursler (24.10. bis 17.1.), Candice Breitz (7.2. bis 11.4.) und Roni Horn (24.4. bis 4.7.) - noch die Handschrift seines Vorgängers Eckhard Schneider, der an das Pinchuk-Art-Center in Kiew wechselte.

Die große Sommerausstellung mit Cosima von Bonin wird Dziewiors erste Arbeit für das Kunsthaus Bregenz. Die Objekte der 1962 in Kenia geborenen Künstlerin könnten, so seine Hoffnung, unbedarfte Kunstkonsumenten und Kenner gleichermaßen ansprechen: "Man kann sie schlicht toll finden, sich aber auch zu seinem intellektuellen Vergnügen auf die hochkodifizierten Objekte einlassen." Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Wahl der Documenta-Teilnehmerin: Cosima von Bonin wird sicherlich wunderbar mit diesem Raum umgehen."

Für Yilmaz Dziewior, der über Mies van der Rohe promovierte, war die Kub-Architektur des Schweizers Peter Zumthor ein wesentliches Motiv, sich zu bewerben: "Sie ist eine Herausforderung, so attraktiv und gleichzeitig extrem schwierig. Wie bei einem Menschen: Es gibt eine unglaubliche Anziehung, und trotzdem weiß man: Das wird nicht einfach."

Wie in Hamburg will Dziewior auch in Bregenz interdisziplinär, prozesshaft und mit Kunstschaffenden aller Kontinente arbeiten: "Das Kub soll eine Institution bleiben, die sich auf höchstem Niveau mit internationaler Gegenwartskunst beschäftigt und selbstverständlich auch Künstler aus Afrika, Asien, Lateinamerika zeigt."

Dziewior beginnt seine Arbeit kurz nach einer Landtagswahl, bei der die FPÖ mit fremdenfeindlichen und antisemitischen Parolen ein Viertel der Wählerstimmen erreichte. Sieht sich der Sohn einer deutsch-polnischen Mutter und eines türkischen Vaters als Role-Model?

Dziewior: "Ich kann vermitteln, dass man mit einem polnischen und einem türkischen Namen und aus relativ einfachen Verhältnissen kommend, Direktor des Kunsthauses Bregenz werden kann. So gesehen bin ich tatsächlich ein Rollenmodell dafür, das Dinge veränder- und formbar sind." (Jutta Berger aus Bregenz, DER STANDARD/Printausgabe 2.10.2009)