85.000 Softwaretitel, zwei Milliarden Downloads war vor kurzem Apples stolze Statistik über den Erfolg seines "App Stores" für das iPhone und den iPod Touch. Zu den Topsellern der vergangenen Monate gehörte "SexOffenders" : Was auf den ersten Blick wie ein Spiel ausschaut, mit einem Sträflings-Comic hinter Gittern am Startbildschirm des iPhones angezeigt, ist allenfalls gruselig-voyeuristisch, aber ansonsten ziemlich ernst. SexOffenders gibt raschen Überblick über die Ex-Sexualstraftäter, die in der Umgebung irgendeiner Adresse in den USA wohnen.

Foto, Namen und den Grund der Verurteilung

Zwischen 5000- und 10.000-mal täglich wurde im Sommer die vom texanischen Entwickler ThinAir hergestellte Software heruntergeladen, entweder als abgespeckte Gratisversion oder um 1,99 Dollar für die Vollversion. Aktiviert man das Programm und gibt eine Adresse ein, werden einem in wenigen Sekunden auf einer Google-Karte die Wohnorte von Personen angezeigt, die wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden sind (die Gratisversion zeigt nur maximal zehn Namen). Zu diesen Personen kann man Foto, Namen und den Grund der Verurteilung abfragen.

Im Internet

Seit Megan's Law 1994, nach einem besonders grausamen Vergehens durch einen vorbestraften Täter, müssen entlassene Sexualstraftäter den Behörden ihren Wohnort bekanntgeben, die Behörden wiederum die Information öffentlich zur Verfügung stellen. Zwar gab es diese Daten schon vorher per Internet, aber das Interesse sei erst durch die iPhone App ins Rollen gekommen, berichtet das Blog TechCrunch, das den Verkauf der privaten Daten für ungesetzlich hält. Apple hatte SexOffenders kurzfristig aus dem App Store zurückgezogen, nach einem Rechtsgutachten des Herstellers jedoch wieder freigegeben. In Österreich wird über ein Straftäterregister zwar diskutiert, aber nicht über öffentlichen Zugang dazu.(Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 2. Oktober 2009)