Auftakt der Programmreihe freiraum quartier 21 International mit der Ausstellung "Real World Laboratory" : Präsentiert werden zwölf Designprojekte aus sechs mitteleuropäischen Ländern.

Foto: Pinie Wang

Am Anfang war das Zusammensitzen. Ob Mode, Design oder digitale Kultur und Medien, die Anforderungen an die Macher sind heute nicht anders als in früheren Epochen, als noch nicht jeder Gedanke online war. Der Austausch bestimmt die ersten Schritte zum Experiment, zum virtuellen oder tatsächlichen Prototypen, zum Ausprobieren in der wirklichen Welt.

Arbeit also, am besten gemeinsam, im Vergleich mit Gleichgesinnten aus unterschiedlichen Heimaten. Dieser Arbeit eine Basis und ein Schaufenster zu bieten war das Anliegen des Wiener Museumsquartiers, als es das quartier 21 einrichtete. Jetzt entsteht in diesem Viertel für die Kunst und Kultur des 21. Jahrhunderts eine neue Spielfläche: der freiraum quartier 21 International. In den Worten des MQ-Leiters Wolfgang Waldner "wird das Konzept internationalisiert. Wir präsentieren Ausstellungen und Projekte, bei denen einander Designer aus verschiedenen Ländern begegnen."

Nun gibt es in Wien zwar bereits Ausstellungsflächen, die digitaler Kultur, Mode und vor allem Design Platz bieten, nicht zuletzt das Designforum im MQ selbst. Das sei kein Problem, meinte Waldner anlässlich der Eröffnung des neuen freiraums, im Gegenteil, "wir gehen davon aus, dass es gegenseitige Unterstützung gibt: Man kann sich über neue Namen informieren und Künstler vorschlagen."

Chance für Kulturinstitute

Nationale Grenzen aufzuheben stand bei der Vereinbarung Pate, die das MQ mit dem Ministerium getroffen hat, das nicht zufällig auf die Bezeichnung "Außen" verzichtet und sich für europäische und internationale Angelegenheiten zuständig erklärt. Für Emil Brix, den Leiter der Kultursektion des BMeiA, ist die Kooperation eine Chance, in Österreich selbst stärker präsent zu sein. "Es ist unser großer Wunsch, Innovatives hier zu zeigen. Außerdem wollen wir stärker mit internationalen Einrichtungen in Wien kooperieren, das heißt unter anderem mit den hier ansässigen Kulturinstituten." Dass sich dadurch Kosten vermindern bzw. aufteilen lassen, ist in den Augen der Verantwortlichen auch kein Nachteil.

Umgekehrt könnten auch die Ausstellungen österreichischer Kulturforen in Wien gezeigt werden, statt nach einmaliger Produktion wieder zu verschwinden. Dass von hochwertigen Veranstaltungen oft nur die Erinnerung bleibt, beklagten schon manche Forumsleiter bei ihrer diesjährigen Tagung im September in Wien. Was die kreativen Themenbereiche angeht: Nun haben sie eine Chance; hier ist der freiraum, hier spring!

Keine Hemmschwelle

Die erste Probe aufs Exempel macht die Schau Real World Laboratory mit Design aus sechs Ländern (siehe Artikel links). Brix, der mit Waldner eine Vereinbarung über zwei Jahre getroffen hat, sieht ein erstes Ziel bereits erreicht: "dass Design als intelligenter, bisweilen auch ironischer Umgang mit Materialien verstanden wird, dass es Kreativität und wirtschaftliche Verwertbarkeit enthält" .

Tulga Beyerle und Lilli Hollein, die den Österreichteil der Eröffnungsausstellung kuratiert haben, setzen Hoffnungen auf die Verknüpfung mit dem Artist-in-Residenz-Programm (siehe Artikel links unten). Gut sei auch, dass man den freiraum gratis besuchen kann - "keine Hemmschwelle" - und dass mit dem Museumsquartier ein idealer Standort gefunden wurde; Design werde nicht in einen Off-Space der Stadt verdrängt.

Bis zu sechs Schauen pro Jahr wird es geben, die nächsten in Planung. Ab Dezember werden in Zusammenarbeit mit der italienischen Botschaft "50 Jahre italienische Mode" präsentiert. Im Februar stellt sich die Kunsthochschule Luzern, wieder mit Unterstützung durch die Botschaft des Landes, mit künstlerischen Sichtweisen in der digitaler Kultur vor. (Michael Freund, DER STANDARD/Printausgabe 2.10.2009)