Schaut aus wie ein Trottel, aber es ist wurscht!

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Das Dilemma ist ja schon seit jeher das gleiche und trägt den Titel: "Welches Foto?"
Damals, in der Schule, musste man, zumindest bei uns, der Freundin ein Foto von sich geben. Und da war natürlich entscheidend, welches man der guten Frau ausgehändigt hat, weil wenn sie es der richtigen ihrer Freundinnen gezeigt hat, war damit oft schon besiegelt, ob sich die Freundin der Freundin in die Reihe der Fotobesitzerinnen drängen wird, oder nicht. Fesche Jungs hatten drei, vier Wochen nach der Firmung, kein einziges Bild mehr davon, weil man damals ja noch mit dem Papierzeugs hantierte und nachhaltige Fotonutzung nicht wirklich das Schlagwort der Jugend war.

Bei der ersten Bewerbung für einen Sommerjob war ganz entscheidend, mit welchem Foto man den Lebenslauf versah. Es war die Zeit der ersten Scanner und der ins Word eingebetteten Fotos. Ich hatte ja Glück, bekam rasch einen Ferialjob, weil ich feine Firmungsanzugs-Fotos einscannen konnte - der Frauenschwarm der Klasse hatte mit seinem Foto, auf dem er einen Pickel so groß wie ein zweites Gesicht hatte und die Zunge rausstreckte, nicht so viel Glück. Er fand keine Arbeit - weder für Juli noch für August -, und er musste den Sommer, mit den ganzen feschen Mädls, im Freibad verbringen.

Profilfoto

Auch bei Facebook bleibt die Frage, welches Foto man ins Profil lädt, auch wenn die Auswahl, durch die Bild-Digitalisierung schon viel größer ist als in den 80ern. Ich habe einen Pool mit 763 Fotos. Bilder, welche die Verwandtschaft gemacht hat, kann ich aber leider nicht verwenden: Entweder fehlt ein Ohr, ein Aug oder noch besser, ich bin so unscharf, wie meine Frau das ständig von mir behauptet. Bleiben also nur die Bilder von Wolf-Dieter Grabner, jenem Fotografen, mit dem ich auch die meisten Motorradln fotografiere. Bleiben noch 760 Fotos. Nicht, weil ich eitel bin, sondern nur um Verwechslungen mit den Männern auszuschließen, die den gleichen Namen haben wie ich, möchte ich, dass man auf meinem Profilbild auch mein Gesicht sieht - ein Wunsch, denn meine inzwischen Facebook-Freundin "Garten Zwergin" nicht zu teilen scheint. Also sortiere ich die jpgs aus, auf denen ich einen Helm trage. Bleiben 8 Fotos. Es soll eines sein, wo man die Ausbreitung meiner Glatze nicht auf den ersten Blick sieht - das hat schon eher was mit Eitelkeit zu tun. Also muss das Bild von unten aufgenommen sein. Bleiben 2 Fotos. Weil Facebook eine Gemeinschaft ist, in der es um die Bildung und Wahrung von Freundschaften geht, will ich auf dem Bild aber nicht dominant wirken, was leicht passiert, wenn man von unten fotografiert wird. Was bleibt, ist ein einziges Foto von ursprünglich 763, das alle meine Facebook-Kriterien erfüllt. Gut, ich schau darauf aus wie ein Trottel, aber das auszuschließen, hab ich vergessen, rechtzeitig in den Kriterienkatalog aufzunehmen. (Guido Gluschitsch)