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Roter Teppich, flackerndes Blitzlichtgewitter, auch dunkle Limousinen gehören zum schillernden Ambiente von Filmpreisen. Wird hingegen Design geehrt, muss auf so luxuriösen Pomp verzichtet werden - sind doch die Mittel dieser Szene deutlich schlanker bemessen. Wohl aber bedient sich das iF, das "International Forum Design" in Hannover, eines verblüffend ähnlichen Prozedere. Die älteste Institution dieser Art in Deutschland feiert ihr 50. Jubiläum und stellt im Rahmen der "Hannover Messe" ab 7. April neueste Preisträger bzw. deren Kreationen aus.

Foto: REUTERS/Robert Galbraith

Aus 1800 Einreichungen hat die Jury dieses Jahr 423 Produkte ausgewählt, sie quasi für höhere Weihen nominiert. Was für Heckenscheren, Bagger oder Kaffeetassen, aber auch für Websites, Wegleitsysteme und Broschüren in einer zusätzlichen Ehrung münden kann: der Verleihung einer von 51 silbernen oder 25 goldenen Trophäen. Kommt es so weit, klingen die Worte des Geschäftsführers vom iF, Ralph Wiegmann, feierlich, und er spricht vom "Oscar des Designs", den die Gewinner nun in Händen halten.

Während der Film jedoch nie im Alltag, sondern immer im separierten Raum stattfindet, und während das Kino eine andere Welt, eine der Träume, Hoffnungen und Sorgen, entwirft, das Design aber Alltag, haftet selbst den ausgezeichneten Dingen meist auch etwas Banales und Langweiliges an. Allerdings auf überaus verfeinerte Weise, die bisweilen raffiniert genannt werden darf. Etwa wenn wir den Blick auf einen Flaschenträger werfen, für den WMF nun eine Auszeichnung in Gold entgegengenommen hat: eine leichtgewichtige Konstruktion, die sich mit einem Handgriff zusammenfalten lässt.

Über solch kluge Detaillösung verfügt die "Lounge Bar Serie", bestehend aus Weinkühler, Shaker und einem Aschenbecher, nicht. Aber gestaltet von dem britischen Designer James Irvine, bescheren die matt gebürsteten Utensilien WMF eine weitere Auszeichnung, jedoch "nur" in Silber. Was den PR-Text von "einer guten Figur" sprechen lässt, die die Objekte "auf jedem Bartisch" machen. Damit baut das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 150. Firmenjubiläum feiert, seine Position in der ewigen Bestenliste des iF weiter aus: Seit 1954 konnte WMF 413 Auszeichnungen entgegennehmen. Siemens, insgesamt mit 696 Auszeichnungen bedacht, schafft es auf den ersten Platz und Philips mit 365 Ehrungen auf Platz drei.

Aber nicht nur im Haushalt machen sich Gegenstände mit geadeltem Design nützlich. Auch Radtouren kommen mit der Schaltung "Nexave C500" von Shimano zügig in Gang. Und die "XTR"-Scheibenbremse, auch von Shimano, kann gleichzeitig mit der Schaltung bedient werden. Keinesfalls darf die Ehrung von Büroeinrichtungen fehlen. So ist das japanische Unternehmen Koyuko für einen Konferenzstuhl mit einer Auszeichnung in Silber dekoriert worden.

Überaus zurückhaltend, ganz dem Funktionalismus verschrieben, ist die Gestaltung, schlicht die Erscheinung des Möbels, wofür das Frankfurter Büro "f/p design" verantwortlich zeichnet - dessen Geschäftsführer auch in der Jury einen Platz hat. Auch weiß das Frankfurter Büro vorbildliches Design für den städtischen Raum aufs Papier zu bringen und hat beispielsweise ein modulares System entworfen, das wartende Fahrgäste - formal kühl und vernünftig - an Bushaltestellen vor Wind und Wetter schützt. Auch dafür ging an das Jurymitglied eine silberne Auszeichnung. Ja, manchmal ist es beim Design wohl doch wie im Film: Beim Krimi etwa mordet stets der Gärtner - und Designpreise gehen eben an Jurymitglieder.

Das mag ein anderes Jurymitglied, Bill Moggridge, bewogen haben, dem lieben Gott für die Ideen junger Leute zu danken. Durchaus nachvollziehbar - sind unter den ausgezeichneten Konzepten doch ebenso schöne wie visionäre Arbeiten. Etwa die von Michael Wolf aus Köln. "Soundgarden" heißt sein Objekt für den Kindergarten, das dem Nachwuchs spielerisch den Umgang mit Sounds ermöglicht: Mit kleinen Trichtern können Kinder Geräusche der Umgebung aufzeichnen, sie dann in eine Art Insel stecken, um die herum bis zu fünf Kinder Platz finden. Mit kleinen, verschieden geformten Objekten können die zukünftigen Musiker dann Geschwindigkeit, Klanghöhe oder spezielle Effekte wie Echos auslösen.

Ist diese Arbeit von technisch aufwändiger Machart, lässt sich das von einem Knopf gewiss nicht sagen. Bisher dachten wir, dieser hätte bereits seine optimale Form gefunden. Was Antonia Roth aus Hannover heftig bestreitet. Sie hat einen Knopf entwickelt, der durch seine leicht geschwungene, oval sich zuspitzende Form viel einfacher den Weg durchs Knopfloch findet. Damit hatte sie schon im vergangenen Jahr eine Jury in Berlin überzeugt, die vor allem nach Objekten Ausschau hielt, die auch für ältere Menschen nützlich sind.

Und Benjamin Holch aus Essen hat in der Kieler Uniklinik einige nützliche Beobachtungen gemacht. Er hat Ärzten bei Operationen und Untersuchungen zugesehen, die mit einem Kernspintomografen gemacht wurden. Das hat ihn zu einem Gerät inspiriert, das sich nicht damit begnügt, nur dem Designdiktat der reduzierten Formensprache zu gehorchen. Und auch für solche Konzepte hält der Film die passende Genreschublade bereit: Sciencefiction.
Infos unter: ifdesign.de, International Forum Design GmbH, Messegelände, D-30521 Hannover Telefon: +49 511/89 32402 Telefax: +49 511/89 32401 (DER STANDARD/rondo/28/03/03)