Am Anfang war die Skizze.

Foto: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä

Die meiste Zeit steht der Forkless-Cruiser bei Ausstellungen, gefahren wird er nur selten.

Foto: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä

Gefahren wird der Forkless-Cruiser wie jedes andere Fahrrad.

Foto: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä
Foto: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä

Der einzige Unterschied ist, dass es anders aussieht.

Foto: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä

Wie lange Olli Erkkilä an seinem Forkless-Cruiser gebaut hat, weiß er gar nicht. Das ist ihm auch nicht wichtig: "Ich hab damals, im Frühjahr 2008, während vielleicht zwei oder drei Monaten, nicht nur am Forkless-Cruiser, sondern auch an einem Hochrad gebastelt. Schon alleine deshalb ist es schwer zu sagen, wieviele Stunden ich in das Rad gesteckt habe, aber so um die 300 werden es schon sein."

Gebaut hat er das Fahrrad für seine Diplomarbeit am Design-Institute der Universität für Angewandte Wissenschaft in Lahti. Und es ist nicht Ollis erstes gabelloses Fahrrad: "Ich hab schon mit dem 'Jopo Freak', wie ich es genannt habe, damit experimentiert, ein Fahrrad ohne Gabel zu bauen. Der 'Jopo Freak' war ein einfaches Fahrrad, das ich in kurzer Zeit aus einem normalen Serienfahrrad gemacht habe." Aber Olli wollte ein besseres Fahrrad mit derselben Lenktechnik bauen - da bot sich die Diplomarbeit regelrecht an. "Vielleicht mach ich sogar irgendwann noch ein weiteres von der Serie, sodass ich dann eine Trilogie habe. Weil wenn ich diese Custom-Bikes mache, fallen mir beim Arbeiten so viele neue Sachen ein, die man alle am bestehenden Projekt gar nicht umsetzen kann." Und so ist auch der Forkless-Cruiser eine Art Ideensammlung, die während des Baus anderer Fahrräder entstanden ist.

Den Forkless-Cruiser fährt Olli nicht - das aber nicht, weil das Fahrrad nicht fahrbar wäre, sondern, wie Olli erzählt, "weil es die meiste Zeit bei Ausstellungen präsentiert wird. Ich konnte nur ein paar Kilometer damit fahren, um zu sehen, ob es funktioniert." Und Olli sieht das ganz einfach: "Es wäre kein Fahrrad, wenn es nicht fahrbar wäre, sondern eine Skulptur." Zudem hat er noch viele andere Custom-Bikes in seiner Garage, sodass er gar nicht die Zeit, aber auch nicht das Bedürfnis hat, alle regelmäßig zu fahren.

Zu fahren ist sein Forkless-Cruiser wie jedes andere Rad - es schaut nur anders aus, und "weil es länger ist als ein herkömmliches Fahrrad, braucht man mehr Platz zum Wenden." Die Lenkung schaut natürlich ganz ungewöhnlich aus, aber Olli erklärt: "Wenn das Lenksystem gut designed ist und alle Winkel richtig berechnet sind, kann jeder mit dem Forkless-Cruiser fahren, der mit einem normalen Fahrrad fahren kann."

Spannend wäre natürlich, ob sich ein derartiges Fahrrad auch verkaufen ließe. Olli interessiert eine Produktion seines Cruisers einstweilen aber nicht. "Das Fahrrad ist viel mehr ein Stück Kunst und Design als eine Neuerfindung zum Thema Fahrrad. Der Forkless-Cruiser ist so gesehen nichts, was das Fahrradfahren revolutioniert, weil es nicht besser funktioniert als jedes herkömmliche Fahrrad."

Zu seinen Zukunftsprojekten befragt, erkennt man schnell, dass Olli noch für Überraschungen gut sein könnte: "Ich habe noch so viele Ideen für neue Custom-Bikes, nur im Moment finde ich nicht die Zeit, an diesen Bikes zu arbeiten. Die letzten Fahrrad-Projekte, die ich umsetzte, waren ein paar umgebaute Fixies. Die Szene interessiert mich im Moment sehr, aber mein Hauptprojekt ist gerade ein Chopper-Motorrad-Umbau, der auf einer 1924er Harley Davidson basiert. Und die Fertigstellung des Motorrades wird noch eine Zeit dauern, weil ich die meisten Teile selbst fertige." Eines weiß Olli aber schon: Die Harley wird, wenn sie erst einmal fertig ist, das Dasein seines Forkless-Cruisers teilen: "Das Motorrad wir vorwiegend in Showrooms stehen, auch wenn es, selbstverständlich, genauso fahrbar ist wie jede andere Harley." (Guido Gluschitsch, Fotos: Jussi Kalliokoski und Olli Erkkilä)