Christoph Schechinger, Markus Westphal und Sophia Magdalena Freynhofer im Rollenwechsel.

Foto: Festival

Mit den beiden Stücken Liebesgeschichte von Franzobel und Georgia von Nino Haratischwili wurde am Sonntag das Festival "Zorn! - Dramatisches Erzählen heute" eröffnet, eine Kooperation zwischen Max-Reinhardt-Seminar, der Wiener Filmakademie und dem Salon 5. Eines steht dabei fest: Zorn ist nicht gleich Zorn.

Nelly, die Protagonistin in Nino Haratischwilis Stück Georgia, ist zornig. Sie will herausfinden, wieso ihre Mutter 1989 die Familie in Tiflis zurückgelassen hat, um nach Moskau zu gehen, wo sie vier Tage später umgekommen ist. Niemand will der jungen Georgierin bei der Recherche helfen, weder Freund noch Bruder (hervorragend: Markus Subramiam).

Um eine ganz andere Art von Zorn geht es in Liebesgeschichte nach Franzobels Roman. Hauptfigur Alexander will nur eines: Terrorist werden. Nach privaten Zerrüttungen, u.a. hat ihn die Frau beim Seitensprung ertappt und ist mit dem Kind aus dem Fenster gesprungen, fliegt er nach Jerusalem, um dort als Möchtegern-Terrorist im Gefängnis zu landen. Regisseur Sarantos Zervoulakos ist es mit Feingefühl und Mut zur Textentrümpelung gelungen, Franzobels slapstickhafte Zorntirade erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Bemerkenswert auch die Schauspieler Sophia Freynhofer, Christoph Schechinger und Markus Westphal, die jeweils verschiedene Charaktere mimen müssen.

Bis 4. 10. folgen Stücke von Daniel Kehlmann, Volker Schmidt, Matthias Wittekindt und Euripides. (jh, DER STANDARD/Printausgabe, 30.09.2009)