Narsaq: Die Gegend zwischen Narsarsuaq, Qassiarsuk und Narsaq, im südlichen Osten, ist ideal zum Wandern. Von Tagesausflügen über mehrtägige, anspruchsvolle Touren bis hin zu Wanderungen zum Inlandeis erstrecken sich die Möglichkeiten. Narsarsuaq lässt sich auch bequem mit dem Flugzeug von Island (zwei Stunden) oder Kopenhagen (vier Stunden) aus erreichen.

Foto: Klaus Gams

Narsarsuaq ("große Ebene", nördlich von Narsaq) wurde während des Zweiten Weltkrieges als amerikanische Militärbasis unter dem Namen Bluie West One errichtet. Der Betrieb der Basis startete mit dem Bau des Flugplatzes im Juli 1941 und endete 1958. Ein Militärspital mit 250 Betten nahm 1943 den Betrieb auf. Gerüchten zufolge wurde das Krankenhaus bis Ende der 1950er Jahre benutzt, um Schwerstverwundete aus dem Koreakrieg vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Gestützt wurden diese Gerüchte durch das Faktum, dass alle Akten, bis auf jene des Spitals, freigegeben wurden.

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Tugtupit (auch Berylliumsodalith, Tuttupit oder Rentierstein) ist ein seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Silicate. Der Legende nach wurde ein Sami-Mädchen namens Tuttu (Rentier) ungewollt schwanger. In seiner Angst, die Schwangerschaft zugeben zu müssen, floh es in die Berge und brachte das Kind heimlich zur Welt. Das Blut ihrer Plazenta benetzte den Boden und gab ihm spirituelle Kräfte. Dies ist der Samilegende zufolge der Ursprung des tuttupit (Rentierblut). Der Stein reagiert unter UV-Licht und wird nur an drei Orten weltweit gefunden: am Mt. St. Hilaire (Kanada), auf der Kola Peninsula (Russland) und in den Bergen hinter Narsaq.

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Blick vom Kvanefjeld in den Eisfjord Nordre Sermilik (Isafjord) mit Blick auf das Inlandeis, Kangerluarsuk und die mit Eisbergen gefüllte Bucht Tasiusarsuk. Eine knapp acht Stunden dauernde Wanderung von Narsaq führt zu diesem Aussichtspunkt. Abhängig von der Wassermenge der Flüsse, lässt sich diese Runde mit jener zum See Taseq verbinden (insgesamt 12 Stunden). Der Weg führt über teils fast vegetationslose Gebiete, über Steine und Gesteinslawinen.

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Nuuk: Grönland erreicht man mit dem Flugzeug sowohl von Kopenhagen (Air Greenland) als auch via Reykjavik (mit Air Island).

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Nuuk oder Godthåb - grönländisch Nuuk (deutsch „Kap"), dänisch Godthåb (deutsch „Gute Hoffnung") - ist Hauptstadt und zugleich größte Stadt Grönlands. Der Ort war früher ein sommerlicher Treffpunkt für die Inuit. In den 1720er Jahren kam der norwegische Missionar Hans Egede in das Gebiet und errichtete einen Handelsposten und eine Mission. Er bekämpfte den Schamanismus, die typischen Großfamilien und das kommunale Leben der Inuit.

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Tasiilaq: Kulusuk ist eine knapp 300 Einwohner zählende Siedlung östlich von Tasiilaq. Sie liegt auf einer Insel am Eingang des Ammassalik-Fjords, eingebettet in eine malerisch-rauhe Berggegend. Zwischen 1959 und 1991 befand sich hier eine US-Radarstation. Die Landebahn des Flughafens ist für Ostgrönland das Fenster zur Welt mit Flügen nach Reykjavik und Nuuk. Außerdem ist die kleine Insel geeignet für nette Tageswanderungen.

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Tasiilaq: Das Blumental nördlich von Tasiilaq (Narsuuliartarpiip). Ein dichter Teppich von grönländischen Glockenblumen (Campanula gieseckiana) überzieht die Hänge und es scheint, als wären Teile des Himmels auf die Erde getropft. Ist man in Tasiilaq, so bietet sich dieser leichte Spaziergang an. Ein Mittel gegen Moskitos ist unerlässlich.

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Im Bild: der Knud Rasmussen Gletscher. Knud Johan Victor Rasmussen, geboren am 7. Juni 1879 im westgrönländischen Ilulissat, war Polarforscher und Ethnologe. Er führte zwischen 1912 und 1933 sieben Expeditionen nach Nordgrönland und in die arktischen Gebiete Kanadas und Alaskas. Ziele waren, neben geografischer Forschungen, vor allem die Erforschung und Bewahrung der Inuit-Kultur, ihrer Sprachen und Sagen. Er starb 1933 in Kopenhagen.

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Tasiilaq: Nicht unweit des Rasmussen Gletschers befindet sich der Kârale Gletscher. Gleich den Fingern einer Hand, fließt er gespalten in drei Zungen hinab in den Fjord. Der Ausflug zu diesen beiden Gletschern ist ein Erlebnis, das man sich bei einem Besuch von Tasiilaq, trotz der hohen Kosten und fast sechs eisigen Stunden auf dem Kleinboot, nicht entgehen lassen sollte.

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Die grönländische Nationalblume, das Arktische Weidenröschen (Niviarsiaq - übersetzt: junges Mädchen). Generell ist der Besitz einer topologischen Karte (etwa über www.mapsworldwide.com erhältlich) dringend zu empfehlen, denn Wege gibt es faktisch keine, auch die Abweichung des magnetischen vom geographischen Norden um fast 30° sollte beachtet werden, denn anderen Menschen wird man auf den Wanderungen eigentlich nie begegnen.

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Am Zusammenfluss des Sermilik Fjords und Ikâsartivaq auf einer Landzunge liegt das verschlafene Jäger- und Fischerdorf Tiniteqilâq.

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Im Bild: Brückner- und Heim- Gletscher am Johan Petersen Fjord nahe Tasiilaq (Ostgrönland). Der Grönländische Eisschild bedeckt mit 1,7 Mio.km² etwa 82 Prozent der Landfläche von Grönland, hat ein Volumen von 2,85 Mio.km³ und würde bei vollständigem Abschmelzen einen globalen Meeresspiegelanstieg von etwa 7,2 Metern bewirken.

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Tasiilaq: Das Eis, Überbleibsel der letzten Kälteperiode vor etwa 11.500 Jahren, drückt mit solch enormer Wucht auf die Erdoberfläche Grönlands, dass, sollte das Grönlandeis eines Tages verschwinden, sich die Insel um etwa 600 Meter heben würde, was man als isostatische Bodenhebung bezeichnet.

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Auf dem Inlandeis kann ein Phänomen auftreten, das als Whiteout bezeichnet wird. Dabei kommt es aufgrund der stark diffusen Reflexion des Sonnenlichts zu einem Abfall des Kontrastes, was das Verschwinden des Horizonts zur Folge hat. Der Beobachter hat das Gefühl in einem völlig leeren unendlichen Raum zu sein, da Himmel und Boden scheinbar verschmelzen. Dies kann zu Panik, Desorientierung und einer Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns führen.

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Das Inuktum-Wörterbuch des nördlichen Dialekts umfasst 24 Wörter für Eis: kaniq, qirihuq, qirititat, nilak, nilaktaqtuq, hiku, hikuaq, hikuaqtuaq, ilu, hikuiqihuq, hikurhuit, hikuqihuq, hikuliaq, manirak, hikup hinaa, qainnguq, manillat, kassut, iluliaq, ilulissirhuq, auktuq, quihaq, hirmiijaut - Rauhreif, ...

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... Süßwassereis, Meereis, dünnes Eis, Eis an der Zeltinnenseite, Packeis, neues Eis, eine glatte Eisfläche, Eiskante, festes mit der Küste verbundenes Eis, Eishügel, Druckspalten im Eis, Stücke von schimmerndem Eis, Eisberge im Wasser, schmelzendes Eis ...

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Die Farbe des Eises hängt mit dem Sauerstoffgehalt zusammen. Je blauer, desto reiner ist es. Wenn das gepresste Gletschereis von der Sonne bestrahlt wird, so dehnt sich die darin eingeschlossene Luft aus und platzt hervor.

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Konflikte wurden oft in einem rituelles Tanzduell ausgetragen. Entweder versuchten die Kontrahenten das Publikum durch schmähende Texte und Wortwitz auf ihre Seite zu bringen, oder man versuchte den anderen durch ansingen lächerlich zu machen und letztendlich aus der Fassung zu bringen. Schmähung und Ächtung vor der Kommune waren die höchsten Strafen. Dabei wurden auch die sogenannten "Eskimo-Bussis" ausgetauscht, welche nichts mit dem eigentlichen Kuss zu tun haben. Dieser wird mit den Lippen gegeben. Das Riechen mit der Nase an einem anderen Menschen, etwa im Rahmen einer Begrüssung, symbolisiert das Erriechen der Seele des anderen, seiner menschlichen Qualitäten.

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Robert Peroni, 1944 in Klobenstein bei Bozen geboren, studierte Medizin, Psychologie und Archäologie. Seit Anfang der 1980er ist er in Grönland und gilt als einer der weltweit führenden Grönland-Forscher und Experten für Grönland-Expeditionen. Das bewundernswerteste seiner Abenteuer ist aber wohl das Sozialprojekt "The Red House" (www.east-greenland.com), welches er in Tasiilaq im Osten Grönlands mit Tobias Ignatiussen unterhält. Darüber hinaus ist es auch die zentrale und beste Anlaufstelle für Expeditionen und sozial verträglichen Tourismus in Ostgrönland.

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Die geheime Air Force Base Íkáteq wurde während des Zweiten Weltkrieges errichtet, um Flugzeuge aufzutanken und um die Versuche der Deutschen, in Ostgrönland Atlantik-Wetterstationen zu errichten, zu unterbinden. Die Basis wurde aufgelassen und nicht länger benötigtes Material dem Zahn der Zeit und den Kräften der Natur überlassen.

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Das Wort Kajak kommt von dem grönländischen Qajaq und ist, neben Anorakn ein Wort das aus dem Grönländischen den Weg in den Weltsprachgebrauch gefunden hat. Da es keine Bäume in Grönland gibt, wurde für den Bau Treibholz verwendet. Holz war ein ungemein wertvolles Gut. Als Europäer Mitte des 20. Jhdts. in Ostgrönland in einem Holzschiff ankamen, war die Verwunderung der Einheimischen über diesen Reichtum groß. Darüber hinaus sahen die Europäer seltsam aus, hatten sie doch einen verkehrten Kopf: die Haare unten am Gesicht, dafür keine am Haupt - Bart und Glatze sind bei den Grönländern einfach nicht verbreitet.

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Ilulissat: Beim grönländischen Schlittenhund handelt es sich um einen Rassehund, der sich seit Jahrtausenden nicht mit anderen vermischt hat. Er ist an die arktischen Verhältnisse derart gut angepasst, dass in vielen Gebieten andere Hunde gar nicht erlaubt sind. Wegen seiner direkten Abstammung vom Wolf kann er nicht bellen sondern nur heulen.

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Im Sommer liegen die Schlittenhunde meist dösend in der Sonne. Manche werden nur alle drei Tage gefüttert, damit sie für den Winter nicht zu verwöhnt werden. Da in vielen Teilen Grönlands Hundeschlitten im Winter immer noch die einzige Fortbewegungsmöglichkeit sind, liegtdas Verhältnis zwischen Menschen und Schlittenhunden in manchen Siedlungen bei 1:1 oder sogar 1:2.

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Der Ilulissat Eisfjord ist auch unter den Namen Jakobshavn Isfjord oder Kangia bekannt. Der Fjord hat eine Länge von über 40 Kilometer und ist an einigen Stellen sieben Kilometer breit. Die Wassertiefe liegt im Fjordinneren bei mehr als 1.000 Metern, an der Mündung des Fjordes beträgt sie allerdings nur rund 200 Meter. Diese Fjordschwelle (Isfjellsbanken) lässt die gewaltigen Eisberge regelrecht auf Grund laufen und ein Stau aus Eisbergen entsteht, bis die Eisberge unter dem Druck nachrückender Eismassen zerbersten und ins Meer hinaus schwimmen.

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Der Jakobshavn Isbræ (Sermeq Kujalleq) Gletscher stellt einen beträchtlichen Teil der grönländischen Massenbalance dar - 6,5 Prozent der gesamten Eismasse des Landes. Die Masse der Eisberge, die sich pro Jahr von seiner Gletscherzunge ablösen, summiert sich auf bis zu 35 Milliarden Tonnen.

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An der Westküste Grönlands, nahe dem grönländischen Ilulissat gelegen, gilt der Jakobshavn Isbræ als der schnellste Gletscher der Welt. Mit Geschwindigkeiten bis zu 35 Meter schiebt sich sein Eis pro Tag ins Meer.

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Die Gletscherströme des Sermeq Kujalleq haben ihren Ursprung rund 600 Kilometer vom Fjord entfernt, im zentralen Inlandeis. Es dauert über ein Jahr, bis das abgebrochene Eis die Fjordmündung erreicht.

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Empfehlenswerte Literatur für die Reise:
Lonely Planet "Greenland & The Arctic"
"Accross Arctic America" (Knud Rasmussen) - online verfügbar unter http://www.archive.org/details/acrossarcticamer006641mbp
"Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (Peter Høeg)
"This cold heaven" (Gretel Ehrlich)

Weitere Bilder: http://www.klausgams.at/Greenland

Bild und Text: Klaus Gams

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