Die vielfach beschworenen neuen Breitbandnetze und damit mögliche innovative Anwendungen (wie hochauflösendes Fernsehen, Video on Demand oder Cloud Computing) kommen - langsam, aber sicher. Netzausrüster, Kabelnetzbetreiber, Mobilfunker stehen in den Startlöchern für den Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen. An Glasfaser geht dabei, trotz schnellerer mobiler Übertragungstechnologien wie LTE (Long Term Evolution, Nachfolger von UMTS) kein Weg vorbei, sind sich Experten einig.

"Wir bereiten uns auf die Services der Zukunft vor, von denen wir viele noch gar nicht kennen"

In Industrieregionen und Städten sind es zunehmend Energieversorger, die sich zusätzlich zu den Netzstrukturen für Strom, Wasser und Gas auf den Auf- und Ausbau von Kommunikationsnetzen auf Glasfaserbasis konzentrieren. Auch in Wien. "Wir bereiten uns auf die Services der Zukunft vor, von denen wir viele noch gar nicht kennen" , gibt Marketingleiter Christian Herbinger von Blizznet das Ziel vor, das der Telekommunikationszweig der Wienstrom verfolgt. Seit 1983 verlegt Wienstrom Glasfaser. Was zunächst als interne Dienstleistung begann - etwa zur Fernsteuerung der Umspannwerke -, wird mittlerweile auch von Businesskunden genutzt. 2000 Kilometer Glasfaserkabel sind in der Region inzwischen verlegt.

"Es ist nicht so einfach, die Kabel in Häuser zu bringen, das dauert."

Jetzt soll die vor einigen Jahren begonnene Anbindung der Haushalte vorangetrieben werden. Bis 2010 sollen 50.000 Haushalte und Betriebe an das Basisnetz angeschlossen werden. Ein Ausbau in Lichtgeschwindigkeit ist es allerdings nicht. "Wir haben uns das bei Beginn leichter vorgestellt" , gibt Vertriebsmann Christian Reim zu. "Es ist nicht so einfach, die Kabel in Häuser zu bringen, das dauert."

"Open Access"

Beim Betrieb des Glasfasernetzes hat sich Wienstrom für einen "Open Access" -Ansatz entschieden: Das Netz steht wie ein Marktplatz allen Content- und Internetprovidern zu gleichen Bedingungen zur Verfügung. Auch kleine Anbieter könnten damit ihre Dienste an die Kunden heranbringen. "Der Endkunde bekommt mehr Wahlmöglichkeiten und ist nicht wie bei UPC mit seinem Provider für immer verheiratet."

Bis zu 100 Megabit pro Sekunde

Eine feste Bindung bleibt: das Glasfaserkabel. Dieses endet in der Wohnung in einer kleinen Box (man spricht dabei von einer Fibre-to-the-Home-Lösung, also einer direkten Glasfaserleitung zum Verbraucher) und verspricht sowohl Down- als auch Uploadraten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde. Rein theoretisch könnten damit zeitgleich etwa 15 Fernsehprogramme parallel empfangen sowie jede Menge Downloads von Videos, Datensicherung getätigt und die Bilder vom jüngsten Urlaub hochgeladen werden, versucht Reim das Volumen zu veranschaulichen. Der Vertrieb erfolgt über Partner wie TeleTronic. Diese bietet etwa 100 MBit/s für 60 Euro monatlich an.(kat, DER STANDARD Printausgabe, 29. Septmber 2009)