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Was ist und was sein sollte: Die Rolle der Schönheit ist auch im Beruf nicht zu leugnen

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Den Lebenslauf mit einem Foto zu schmücken, auf dem man schön aussieht, ist wichtiger als man wahrhaben will: "Bei einem Experiment legte man einer Gruppe von Personalisten Bewerbungsunterlagen plus Foto vor. Sie sollten die Bestqualifizierten auswählen", erzählt Wolfgang Gubisch, ärztlicher Direktor für plastische Gesichtschirurgie am Marienhospital Stuttgart. "Ein zweites Team von Fachleuten bekam dieselbe Aufgabe gestellt, allerdings wurden vorher die Bilder auf andere Lebensläufe als zuvor geheftet. Das Ergebnis: Es wurden in dem einen wie in dem anderen Team immer dieselben attraktiven Köpfe ausgewählt, die Lebensläufe unterschieden sich klarerweise, waren also für die Selektion nicht entscheidend."

Fatale Fixierung auf Schönheit

Genau dieser Umstand wäre im Wirtschaftsleben fatal, meint Wolfgang Sauerzapf, Finanzchef von Magna International, eine nicht inhaltlich profunde Personalentscheidung sei für ihn inakzeptabel: "Wohin Blendung und Täuschung führen, haben wir im letzten Jahr sehen können. Die schönste Verheißung kann sich in Luft auflösen und dann folgt die große Ernüchterung. Wir haben nur eine Chance, der Inhalt muss sich durchsetzen, nicht eine schöne äußere Suggestion."

Was selbstverständlich klingt, aber im beruflichen Alltag ganz und gar nicht ist, sagt Konrad Paul Liessmann, Professor für Philosophie an der Universität Wien: "Das Verhalten im Alltag ist so, als ob die schönen Menschen tatsächlich auch die besseren wären, ihnen werden die guten Eigenschaften zugeschrieben. Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung." Das bedeute gleichsam, dass es die Attraktiven auch viel leichter haben, sich im neuen Job einzuarbeiten und dazuzulernen, gibt es doch immer jemanden, der ihnen gerne weiterhilft.

Schönheit in der Kunst

Die Aktionskünstlerin Elke Krystufek (sie vertritt Österreich dieses Jahr bei der Biennale) ist überzeugt, dass in der Kunst das Schönsein keine Rolle spielt: "Schön ist kein Kriterium für uns. Die Künstler sind nicht schön, die Werke müssen nicht schön sein, und Sammler sind meist besonders hässlich." Außerhalb der Kunst scheint es jedoch ganz andere Spielregeln zu geben.

Schönheit gut fürs Gehalt

Daniel Hamesh, ein Ökonom, der sich seit langem an der Universität Texas mit dem Zusammenhang von Erfolg und Schönheit auseinandersetzt, wird immer wieder zitiert. Ihm zufolge wirkt sich gutes Aussehen auch massiv aufs Gehalt aus. Schönes Äußeres würde sich finanziell wie eineinhalb Jahre mehr Berufserfahrung niederschlagen, fünf bis zehn Prozent, das sei die "Schönheitsprämie". Gerade Elisabeth Patsios, Journalistin und Autorin des Buches "Die Schönsten der Schönen", glaubt nicht daran, dass Schönheit allein auf Dauer wichtiger sei als die eigene Authentizität. Jedenfalls sei dies nicht bei jenen Models der Fall gewesen, mit denen sie im Zuge ihrer Recherche gesprochen habe: "Im besten Fall ist Schönheit der Türöffner für jene Models gewesen, mit denen ich zu tun hatte. Dann haben sie sich alle mit ihrer Leistung durchsetzen müssen und auch durchgesetzt."

Die Miss Austria von 1977, Eva Düringer, sei ein sehr gutes Beispiel dafür. "Sie ist Designerin im Modehaus Cavalli, und das seit vielen Jahren. Wäre sie nicht gut, dann hätte sie sich nicht so lange gehalten", so Patsios. Dass Eva Düringer schon seit 1980 Cavalli heißt, da hat der Modedesigner die Miss nämlich geheiratet, erwähnt Patsios nur beiläufig. Sicherlich hätte sie auch ohne die private Verbindung Karriere in dem italienischen Modehaus gemacht. (Judith Hecht, DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.9.2009)