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Mit einem Bogen Euro-Noten wäre man zurzeit besser bedient: Der US-Dollar befindet sich mit 0,68 pro Euro auf einem Rekordtief.

Foto: APA/EPA/Joe-Marquette

Der US-Dollar verliert gegenüber dem Euro weiter an Boden und befindet sich auf einem Jahrestief. Anleger sehen das höhere Risiko am US-Markt bei nur marginalen Zinsunterschieden nicht mehr gerechtfertigt.

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New York/Wien - Nur kurz war die Verschnaufpause: Nach einer zwischenzeitlichen Erholung am Dienstag setzte der US-Dollar seinen Sinkflug weiter fort und stand zuletzt bei 0,68 Euro. Rainer Singer, Finanzexperte der Erste Bank, sieht nicht zuletzt in der Beruhigung der Finanzmarktkrise einen der Hauptgründe für die Abwärtsbewegung der amerikanischen Währung. Der US-Dollar werde gerade in stürmischen Zeiten von vielen Anlegern als sicherer Hafen angesehen. Dieser Effekt gehe mit der Erholung der Finanzmärkte über die letzten Monate verloren.

Stattdessen überwiegt nun das Misstrauen der Anleger gegenüber dem amerikanischen Markt. Nicht ohne Grund wie Finanzexperte Singer im Gespräch mit dem Standard anmerkt. Die bereits massive Staatsverschuldung der USA, die im heurigen Fiskaljahr einen zweistelligen Prozentbereich des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, werde nämlich weiter steigen. Die US-Regierung müsse hier früher oder später geeignete Maßnahmen setzen, seien es nun Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen. Die expansive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed berge zudem ein enormes Risiko. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise hat die Fed enorme Geldmengen in den Markt hineingepumpt. Laut Singer stehe sie nun vor der schwierigen Aufgabe zum richtigen Zeitpunkt Liquidität wieder aus dem Markt zu nehmen. Setze sie ihre Maßnahmen zu früh, würde sie die ohnehin noch schwache Konjunktur wieder abwürgen. Warte die Notenbank hingegen zu lange, riskiere sie ein Ansteigen der Inflation.

Viele Anleger würden sich daher fragen, wieso sie dieses hohe Risiko - bei nur mehr marginalen Zinsunterschieden - mittragen sollen, so die Erklärung des Dollar-Kurses.

Der rasche Dollarverfall - allein seit Anfang September büßte der Dollar gegenüber den wichtigsten Handelswährungen um 3,9 Prozent ein - wird sich nach Schätzungen der Erste Bank noch weiter fortsetzen. Man rechne insgesamt mit einer weiteren Abschwächung von zumindest 1,53 Dollar pro Euro.

Ölpreise stark gesunken

Trotz des andauernden Dollarverfalls ist der Ölpreis am Mittwoch stark gesunken. Die Rohölsorte Brent notierte gestern in London bei 69,78 Dollar je Barrel und damit um 75 US-Cent weniger als am Vortag. US-Öl der Sorte WTI wurde um 62 US-Cent günstiger zu 71,14 Dollar je Fass gehandelt.

Der Interessenverband der Öl- und Gasindustrie API hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass die US-Lagerbestände um 276.000 auf 337,2 Millionen Barrel gestiegen sind. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang um 1,5 Millionen Barrel gerechnet.

Dass sich der Rückgang beim Ölpreis noch in Grenzen hielt, führten Händler auf den nach wie vor schwachen Dollar zurück. Bei einem schwachen Dollar wird Öl für Investoren aus anderen Währungsräumen günstiger, so dass üblicherweise deren Nachfrage steigt. (Alexander Bindeus, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.9.2009)