Der Künstler Klaus Staeck gehört seit fast vier Jahrzehnten zu den profiliertesten Plakatkünstlern Deutschlands.

Interview: "Kein Hellseher sondern politischer Beobachter"

Klaus Staeck

Im Wiedervereinigungstaumel und in den Reden des Wiedervereinigungsarchitekten Helmut Kohl wurde das Kleingedruckte übersehen, fand Klaus Staeck.

Klaus Staeck

Im Wahlkampf von 1980 kämpften Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher Seite an Seite, um einen Erfolg von Franz-Josef Strauß zu verhindern. SPD und FDP gingen als Sieger hervor. Danach wandte sich die Genscher-FDP vom großen Regierungspartner ab. Ein Misstrauensvotum 1982 beendete die Koalition. Danach kam die CDU von Helmut Kohl mit den Stimmen der FDP an die Regierung. Denkwürdig, fand Klaus Staeck.

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Jeder hat das Recht seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. Artikel 5, Absatz 1 des deutschen Grundgesetzes. Klaus Staeck denkt darüber nach - in einem Plakat von 1979.

Klaus Staeck

1998 geht die Kanzlerschaft des Helmut Kohl auf ihr Ende zu. Die Ära Kohl wurde in der Zielgeraden vielfach als Phase der Stagnation beschrieben. Klaus Staeck kreiert das Bild dazu: den Kanzler, der in dem Jahr zum Ehrenbürger Europas gekürt wurde, als entrückten Petrus im Himmel.

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Im August 2000 wurde in Deutschland die Green Card eingeführt, mit dem Ziel, begehrte Arbeitskräfte, vor allem IT-Experten mit unbefristetem Aufenthaltsrecht ins Land zu holen. Diese - umstrittene - Maßnahme wurde von Kanzler Gerhard Schröder bei der Cebit in Hannover als Maßnahme im War for Talent angekündigt. Klaus Staeck fand das inspirierend.

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"Wir können die Zukunft nicht dadurch sichern, dass wir unser Land als einen kollektiven Freizeitpark organisieren." Das formulierte Helmut Kohl in der Regierungserklärung vom 21.Oktober 1993. Das war die Retourkutsche auf die Forderungen der Opposition nach kürzeren Arbeitszeiten. Der Plakatkünstler fand Kohls Formulierungen im Vergleich zur deutschen Realität eigenartig und antwortete mit diesem Blatt.

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Anfang der 1990er-Jahre erreichte die Zuwanderung in Deutschland einen Höhepunkt. Als politische Reaktion gab es den "Asyl-Kompromiss" von 1993, der den Zugang zu politischem Asyl stark einschränkte. Klaus Staeck ortet im politisch-konservativen Muskelspiel eine Gartenzwerg-Mentalität mit Brandgefahr.

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1989 gibt es außer dem Mauerfall noch den 200. Geburtstag der Französichen Revolution zu feiern. Klaus Staeck nutzt das Datum für ein Klagelied über Konsumerismus, Müllberge, eine zerstörerische Industriegesellschaft und menschenfeindliches urbanes Leben. Das Gemälde von Eugène Delacroix "Die Freiheit führt das Volk" ist nicht mehr als ein flüchtiges Flimmern auf einem Bildschirm.

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Kultur gegen Gewalt, Kultur als politische Maßnahme - damit hat Klaus Staeck sich selbst ein Plakat gemacht und darin den Hinweis verpackt, das Kultur aus einer Sprühdose kommen kann.

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Die West-Berliner konnten die Mauer mit Spott dekorieren, die Ost-Berliner mussten das anderswo tun. Um die Unterschiede im deutsch-deutschen Frechsein darzustellengab es für Klaus Staeck bei diesem Plakat aus dem Jahr 2001 kein besseres Sinnbild.

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180 Kilometer Akten wurden im Ministerium für Staatssicherheit nach 89 sichergestellt. 1991 wurde das Stasi-Unterlagen-Gesetz verabschiedet. Jeder Bürger dürfte ab Jänner 1992 Einsicht nehmen. Die Akten-Akribie, die viel Platz in der politische Diskussion nach der Wende einnahm, war Klaus Staeck ein Plakat wert.

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Wenn sich die Objekte von Spott, Satire und politischer Kunst freiwillig und absichtlich selbst entlarven, verlieren die Spötter, Satiriker und politischen Künstler ihre Bühne. Bei Big Brother-Brei und Feldbusch-Spinat stösst Klaus Staeck an seine Grenzen. Hier - in diesem Plakat aus dem Jahr 2000 - gibt es nichts mehr zu entlarven, was das Publikum nicht schon bis zum Überdruss kennt.

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