Punkt 12.15 Uhr fahren die Polizisten am unteren Ende der Babenbergerstraße die Scherengitter aus. Ein Passant schlendert auf die mit einem Schlag autofreie Ringstraße und schaut in Richtung Oper. Dort, wo sich die Autokolonne in die Umleitung staut. "Scho' angenehm", grinst der Ringstraßen-Steher. "Wennsd die da hinten siehst, gspürst richtig, was die für an Schleim ham. Des hat was."

Der Passant dreht sich in Richtung Parlament um und sieht, wie der „Marchfeldrasen"-Lastwagen die Wiesenrollen anliefert. "Is das jetzt öko, wenn der Truck vorfährt? Eigentlich hätten s' den Rasen mit dem Radl anliefern müssen." Doch der Rest wird tatsächlich ausschließlich auf Lastenrädern antransportiert: Die Liegestühle, die Bierfässer, die Getränkekisten, das Essen für das Picknick.

"Rasen am Ring"

Um Punkt 14 Uhr kann die Party mehrerer Umweltorganisationen beginnen: Das Wiesenpicknick unter dem Motto "Rasen am Ring" - Festgäste liegen auf dem Gras, Kinder spielen Fangerln, Hunde sind auch ein paar da - aber müssen sich zurückhalten. 

Es war der zehnte EU-weite autofreie Tag, an dem sich am Dienstag 375 österreichische Gemeinden beteiligten. Laut Peter Czermak vom Klimabündnis Österreich, das die Aktionen koordiniert, soll damit gezeigt werden, „wie und wann man auch ohne Auto gut unterwegs sein kann. Das ist viel öfter möglich, als die meisten glauben. Immerhin sind die Hälfte der Autofahrten unter fünf Kilometer."

Heftige politische Diskussionen

Dass am zehnten von der EU initiierten autofreien Tag erstmals die Ringstraße für acht Stunden gesperrt wurde, löste eine heftige politische Diskussion aus. Noch am Vortag hatte Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (SP) betont, dass dies "keine Aktion der Stadt Wien" sei: "Aktionen bei denen das Demonstrationsrecht bewusst nur deshalb in Anspruch genommen wird, um im Wiener Straßenverkehr zur Hauptverkehrszeit künstlich Hindernisse zu erzeugen, schätze ich absolut nicht."

Kritik musste die SP trotzdem einstecken: "Diese Ringsperre wird als Provokation empfunden", empörte sich City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, VP-Verkehrssprecher Ferdinand Maier sah gar die ganze Stadt „lahmgelegt". Die Grünen wiederum erinnerten die VP daran, dass Vizekanzler Pröll im Jahr 2004 die Ringsperre am autofreien Tag „groß zelebriert hat und sich auf dem Rad ablichten ließ". Damals halt noch als Umweltminister. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD; Printausgabe, 23.9.2009)