Die meisten Mamis sind also wieder dort, wo konservative Politiker sie am liebsten sehen. Daheim beim Kind. Und weg vom Arbeitsmarkt. Aber dort malocht eh Papi, der weiter den Familienernährer spielen darf. Wäre ja auch blöd, bei seinem Einkommen eine Kinderpause zu machen. Die Karriere würde wohl oder übel auch einen Knacks kriegen. Also nimmt die Frau das Kindergeld und verbringt staatlich bezuschusste Zeit mit den Kleinen. Wenn es nicht zu viel ist, kann sie auch dazuverdienen zum Kindergeld, das sie zweieinhalb Jahre beziehen darf. Aber, Vorsicht Falle! Kündigungsschutz gibt es nur zwei Jahre. Wenn der Kindsvater mitmacht, bekommt die Kleinfamilie sogar bis zu drei Jahre "Betreuungsgeld". Die Väter machen allerdings noch seltener mit als vor der Einführung des Kindergeldes. Bloß zwei Prozent der Männer steigen auf Zeit aus dem Beruf aus und widmen sich dem Kind.

Das neue Kindergeld hat die guten alten (patriarchalen) Zeiten perpetuiert. Nicht wirklich überraschend. So gut wie keine Anreize für Väter, aber problematische Nebenwirkungen für Frauen. So ist es zwar positiv, Frauen mit Kindern finanziell eine Art Grundsicherung zu geben, das wiegt viele von ihnen aber in einer trügerischen Sicherheit. Denn je länger sie dem Arbeitsleben fernbleiben, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg.

Frauen mit karenzbedingten Jobunterbrechungen verlieren pro Jahr 1,5 Prozentpunkte Einkommenszuwachs gegenüber Frauen mit durchgängigen Beschäftigungsverhältnissen. Das erklärt Einkommensunterschiede und schlägt durch bis in die Pension. Damit das Kindergeld wirklich die Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie unterstützt, müssten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändert werden. Das setzt mehr Betreuung für Kinder unter drei Jahren, aber auch familienfreundliche Arbeits(zeit)verhältnisse voraus. Denn sonst könnte das Kindergeld vielen Frauen auf den Kopf fallen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 27.3.2003)