Hat den derzeit laufenden General Electric-Jenbacher-Deal eingefädelt: Übernahmeexperte Michael Hubmann.

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Wien - Österreichische Unternehmen sind besonders attraktive Übernahmekandidaten, in den nächsten Jahren sei eine Vielzahl von Hochzeiten und Übernahmen zu erwarten, meint der Chef des M & A-Geschäftes im Bankhaus Oppenheim, Michael Hubmann.

Ein solches Zusammengehen werde alle Branchen betreffen, das meiste Interesse ortet er derzeit im Maschinenbau und bei den Konsumgütern. Konjunkturelle Erholung spiele dabei kaum eine Rolle, die "industrielle Logik" bestimme den Trend.

Lediglich - für Käufer immer teurere - feindliche Übernahmen würden so lange stocken, bis die Konjunktur wieder angesprungen sei. Denn in so volatilen Börsen wage sich kein feindlicher Käufer an eine Bewertung seines Zielobjektes. Zudem sitzen Unternehmen weltweit auf den schmerzlich teuren Folgen zu hoher Preise für feindliche Übernahmen. Einen solchen "bad will" will sich derzeit niemand in die Bilanz einfangen.

Hubmann hat die Übernahme des Gasmotorenherstellers Jenbacher durch General Electric eingefädelt, für den derzeit das umstrittene Angebot an den heimischen Streubesitz läuft. Auf seiner internationalen Liste stehen Übernahmen wie Allianz/Dresdner oder Barilla/Kamps.

Notwendigkeiten

Interessant seien heimische Firmen an und außerhalb der Börse für Takeovers, weil einerseits eine Vielzahl Nischenproduzenten mit Weltmarktstellung seien, sagt Hubmann, und andererseits, weil die industrielle Struktur zum Heiraten zwinge. Dazu gehöre die finanzielle Bedrängnis des Mittelstandes durch die Kreditproblematik mit Basel II und auch das Nachfolgeproblem, dem Tausende Mittelständler gegenüberstünden. Auch familiäre Umstrukturierungen in den heimischen Konzernen - wie derzeit im Brauereibereich in Österreich und Deutschland - würden den Weg in Übernahmekarusselle weisen.

Hubmann, einer der drei großen M & A-Vermittler im deutschsprachigen Raum, ist sicher, dass das zuletzt stark abgeflaute Übernahmegeschäft heuer wieder anspringt. Dies eher im mittelständischen Bereich, Mega-Deals wie Mannesmann/Vodafone sieht er eher nicht anstehen.

"Das Geld der Investoren ist vorhanden, die Kassen dafür sind voll", ist er sicher und hat deswegen auch im Gegensatz zu den meisten anderen aufgrund der Börsen- und Emissionsflaute Not leidenden Investmentbanken keine Jobs gestrichen, mit 33 Leuten sieht Hubmann sich gemeinsam mit dem Wiener Oppenheim-Chef Bernhard Ramsauer in guter Position für das erwartete Geschäft.

Jenbacher-Offert

Den rund 40 Prozent Jenbacher-Privatanlegern rät er zur Annahme des noch bis 25. April laufenden Übernahmeangebotes zu 17,43 je Aktie. Die Jenbacher-Bilanz 2002 und die gegenwärtige Börsensituation erlaube keine Nachbesserung, sagt Hubmann. Zuvor hatte der Anlegerverband IVA den Aktionären geraten, um einen höheren Preis zu kämpfen. Hubmann: "Die Übernahme kommt nur zustande, wenn General Electrics 90 Prozent erwerben kann, scheitert der Deal, dann sehe ich die Aktie wieder auf zehn, zwölf Euro fallen". (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe 27.3.2003)