Jerusalem - Israel behält sich weiter das Recht auf einen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm vor. "Wir haben ganz sicher keine Option vom Tisch genommen", sagte der stellvertretende Außenminister Danni Ayalon am Montag der Nachrichtenagentur Reuters in Jerusalem. Ayalon reagierte damit auf Äußerungen des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, der nach einem Gespräch mit dem israelischen Präsidenten Shimon Peres erklärt hatte, der jüdische Staat werde den Iran nicht angreifen.

"Bei allem Respekt glaube ich nicht, dass der russische Präsident autorisiert ist, für Israel zu sprechen", sagte Ayalon weiter. Peres habe Medwedew mit Sicherheit keine Garantie gegeben. Auch Generalstabschef Gabi Ashkenasi betonte am Montag, er schließe keine Option aus, um zu verhindern, dass Iran die Atombombe bekomme. "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, und alle Optionen dazu liegen auf dem Tisch", machte der israelische Militärchef im Armeerundfunk deutlich.

Medwedew hatte sich auf Aussagen eines Treffens mit Peres im August bezogen. Dabei habe Peres erklärt, dass Israel ein friedliches Land sei und es keine Pläne für einen Angriff auf die Islamische Republik gebe. Ein solcher Angriff wäre "das Schlimmste, was man sich vorstellen kann", sagte Medwedew weiter. Die Offensive würde zu "einer humanitären Katastrophe, einer riesigen Zahl von Flüchtlingen und zu einem Rachewunsch des Iran führen nicht allein gegen Israel, sondern - um ehrlich zu sein - auch gegen andere Länder".

Bedrohung Iran

Israel und seine Verbündeten im Westen glauben, dass der Iran unter dem Deckmantel der friedlichen Nutzung der Kernenergie nach Atomwaffen strebt. Eine mangelnde Kooperation mit internationalen Kontrolleuren bestärkt sie in dieser Annahme. Mehrere Runden von Sanktionen gegen den Iran sind bisher ohne Erfolg geblieben. Die Führung in Teheran bestreitet, nach Atomwaffen zu streben, die das strategische Gleichgewicht in der Region massiv verändern würden.

In Israel herrscht breiter Konsens darüber, dass ein atomar bewaffneter Iran für den jüdischen Staat eine nicht hinnehmbare Bedrohung darstellen würde. Politiker fast aller Lager gehen davon aus, dass die antisemitische Staatsführung in Teheran auch von den Waffen Gebrauch machen würde. Allerdings hatte es in jüngster Vergangenheit auch immer wieder erstaunliche Kehrtwendungen führender Politiker gegeben. So hatte Verteidigungsminister Ehud Barak in der vergangenen Woche erklärt, selbst ein atomarer Iran könne Israel nicht in seiner Existenz gefährden. Auch waren Planspiele bekanntgeworden, wie Israel sich mit einem nuklearbewaffneten Iran abfinden und sich durch eine Politik der gegenseitigen Abschreckung vor einem Angriff der Islamischen Republik schützen könnte. Bisher gilt Israel inoffiziell als die einzige Atommacht in der Region.

Neue Zweifel an ihren friedlichen Absichten sät die iranische Führung unterdessen immer wieder selbst. Erst am Freitag hatte Präsident Mahmoud Ahmadinejad erneut den millionenfach Mord an den Juden geleugnet und Israels Existenzrecht infrage gestellt. Nach Ahmadinejad hatte am Wochenende auch das geistige Oberhaupt des Landes, Ali Khamenei, Israel in drastischen Worten gedroht und den jüdischen Staat ein "tödliches Krebsgeschwür" genannt, das sich in der Region ausweite. (APA/Reuters)