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Die drei Länder des "Alten Tirol" erinnern an die historischen Bergiselschlachten, als Andreas Hofer 1809 gegen Bayern und Franzosen kämpfte. (Im Bild: Ausschnitt aus dem Innsbrucker Riesenrundgemäldes "Die Schlacht am Bergisel 1809")

Foto: APA/BDA

Innsbruck - Auf dem Parkplatz vor dem Eurospar im Innsbrucker Stadtteil Wilten stehen am Sonntag nicht Autos, sondern Kaltblutpferde. Bis in den Nachmittag hinein warten 18 Norikerwallachen und ein Hengst, eingespannt oder gesattelt, auf ihren Auftritt beim Landesfestumzug, dem Höhepunkt des Tiroler Gedenkjahres 2009. Ihre Besitzer vertreiben sich die Zeit mit Plaudern und Bier trinken.

Die Innsbrucker Innenstadt ist am Sonntag - bis auf Rettungswagen - nahezu autofrei. Bereits am Südring stehen Schützenkompanien, in nahezu jeder Wiltener Straße wartet eine Kompanie oder Kapelle der insgesamt 26.000 Teilnehmer auf ihren Auftritt, leuchtet eine andere Joppenfarbe. Der eine oder andere Schütze ist schon recht lustig, etwa jener von der Kompanie Kössen: "Der Busfahrer is' so narrisch herauf nach Innsbruck g'fahren, da haben wir einfach etwas trinken müssen", lacht der Schütze. Hauptmann Michael Straif nimmt es gelassen: "Das wird ein langer Tag." Laut Plan soll seine Schützenkompanie um 13 Uhr 16 bei der Triumphpforte losmarschieren, allerdings kommt es im Ablauf des Umzugs zu Verzögerungen.

Vor dem Landhaus liegen Trompeten und Posaunen im Gras, die dazugehörigen Musikanten rasten unter den wenigen Bäumen, mit Schnaps versorgt von den Marketenderinnen.

Vor der Hofburg beobachtet die Politprominenz - Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ), Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) und natürlich Landeshauptmann Günther Platter (VP) - auf der Ehrentribüne ab 11 Uhr den stundenlangen Aufmarsch.

Bereits im Vorfeld des Landesfestumzuges war beschlossen worden, mit politischen Parolen einzelner Schützenkompanien tolerant umzugehen.

"Wer A sagt, muss auch B sagen", hatte Andreas Khol (ÖVP), der Koordinator des Landesfestumzuges, verkündet und damit die politische Diskussion begrüßt. Diese habe eben unterschiedliche Ausprägungen, so Khol - mit einer Rosenkrone und "Los von Rom"-Parolen. Die Leitidee des Umzuges, so Khol, sei aber, dass "ein geeintes Tirol Zukunft hat in der Europaregion Tirol".

Rechte Gruppierungen hatten den Festumzug seit Jahresbeginn politisch instrumentalisiert. So startete etwa die Südtiroler Landtagspartei "Süd-Tiroler Freiheit" eine Kampagne in Innsbruck, um die Bevölkerung in Tirol "zum Nachdenken zu bringen". Einmal mehr forderte die Bewegung, die im Südtiroler Landtag immerhin zwei der insgesamt 35 Abgeordneten stellt, eine Volksabstimmung über die Loslösung von Italien: Man müsse sich fragen, ob Südtirol eingebettet in den italienischen Staat eine Zukunft habe.

"Politisch" sei er nicht, betont hingegen Franz, ein 70-jähriger Schütze aus dem Zillertal, kurz vor dem Losmarschieren. Manche seiner Schützenkollegen seien aber sehr wohl "politisch" und damit gegen die Brennergrenze. Für ihn sei der Festumzug aber nur eine "Warterei".

Dornenkrone mit dabei

Die Südtiroler Schützen hatten darauf beharrt, die Dornenkrone, das Symbol für die Teilung Tirols nach dem Ersten Weltkrieg, mitzutragen. Daraus entstand eine politische Kontroverse, die in einem Künstlerwettbewerb endete: Die neue Skulptur sollte die Bewältigung der "schmerzhaften Vergangenheit" darstellen, gleichzeitig aber den "Blick in die Zukunft" signalisieren: Aus der Dornenkrone wurde die Rosenkrone der Künstlerin Margit Klammer. "Schön ist sie schon", meint eine Zuschauerin ehrfurchtsvoll, als die Dornenkrone, geschmückt mit 2009 tiefroten Rosen, vorbei getragen wird. Die Rosen wurden nach dem Umzug an das Publikum verteilt.

Als Kontrapunkt hissen die Grünen am Rathaus ein Transparent für die Republik. Das Hofer-Jahr inspiriert auch die Künstlergruppe "Das Labor" - sie veranstaltete eine multimediale Textschlacht mit Revolutionstexten anno 1809 am Innsteg. (Verena Langegger, DER STANDARD Printausgabe, 21.9.2009)