Hamburg/Kabul - Der Luftangriff auf Tanklaster in der Nähe von Kunduz im Norden Afghanistans, bei dem auch zahlreiche afghanische Zivilisten ums Leben kam, soll aufgrund von Falschinformationen geflogen worden sein. Der deutsche Bundeswehr-Oberst Georg Klein, der den Angriff herbeiführte, habe fälschlich behauptet, deutsche Soldaten seien im Zielgebiet "im direkten Feindkontakt, als er die Unterstützung durch die US-Luftwaffe anforderte. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf NATO-Kreise.

Auf die Rückfrage des Isaf-Kontrollzentrums in Kabul "Was für eine Art Kontakt?" habe der militärische Kommandeur des deutschen Aufbaulagers in Kundus geantwortet: "Sichtkontakt."

Einheiten der internationalen Afghanistan-Truppe ISAF oder der Bundeswehr seien aber im Vorfeld des Angriffs "nicht einmal in der Nähe" der beiden Tanklastzüge gewesen, die von Taliban entführt worden waren. Um einen Luftschlag ohne Rückbestätigung des Isaf-Hauptquartiers befehlen zu können, müssen aber Soldaten des betroffenen Kommandeurs im direkten Feindkontakt sein.

Da Klein dies behauptet habe, habe er den Befehl zum Bombenangriff geben können, hieß es laut "FTD" bei der NATO. Kurz vor dem Abwurf der beiden Bomben soll er noch einmal eine "unmittelbare Gefahr" bestätigt haben, die von den Tanklastzügen ausgehe.

In Militärkreisen herrsche Rätselraten, das Verteidigungsministerium in Berlin wolle sich noch nicht zu den Vorwürfen äußern: "Wir warten den offiziellen Bericht der Nato ab", hieße es. (red/APA)