Reykjavik - Der von Island in Brüssel beantragte Beitritt zur Europäischen Union würde gegenwärtig klar an der davor notwendigen Volksabstimmung scheitern. Laut einer vom isländischen Industrieverband in Auftrag gegebenen Umfrage würden derzeit 61,5 Prozent der Isländer gegen den EU-Beitritt stimmen und nur 38,5 Prozent dafür.

Laut der Tageszeitung "Morgunbladid" ist damit die EU-Skepsis der Isländer auf ein Rekordtief seit dem Jahr 2000 gesunken. Als möglichen Grund nannte der Politikwissenschaftler Baldur Thorhallsson die unnachgiebige Haltung von Großbritannien und den Niederlanden im Zusammenhang mit den sogenannten "Icesave"-Konten. Noch vergangenen Herbst waren zeitweise mehr als zwei Drittel der Isländer für einen EU-Beitritt gewesen.

Rückzahlschuld

London und Den Haag hatten die isländische Regierung dazu gezwungen, ein Gesetz zur Schadloshaltung von ehemaligen Kunden geplatzter Konten der vergangenen Herbst notverstaatlichten Landsbanki zu verabschieden. Die Rückzahlschuld belastet die Isländer über Jahrzehnte hinweg.

Die Regierung in Reykjavik hofft derzeit, dass Island bis 2012 der EU beitreten kann. Als einzig schwieriges Verhandlungskapitel mit Brüssel gilt die Fischerei. Island wäre nicht das erste Land, dessen EU-Beitritt nach erfolgreichen Verhandlungen an einer Volksabstimmung scheitert: Die Norweger zeigten der EU solcherart 1972 und 1994 die Rote Karte. (APA)