Dienstag, 22.34 Uhr, Bremen

An der Weser ist Party und im "Zentrum für Medienkompetenz", wie hier das Gebäude von Radio Bremen heißt, auch. Froh, daß ich das Radiokonzert ohne große Textausfälle durchgestanden habe (kein Teleprompter bei Radio Bremen, hier wird ehrlich performt!), werde ich im Gewühl von den anderen abgetrieben. Dann, mitten im Gedränge: Hamburg-Heiner.

Sven: Heiner! Du hier!
HH: Habt ihr schon gespielt?
Sven: Ja.
HH: Wie war's?
Sven: Das war super, die Leute sind hier alle unglaublich...
HH: Ja, ja, das kannst du dann deinem Friseur erzählen, Sven.
Sven: Aber du hast doch...
HH: Paß auf, ich muß gleich wieder los, ich soll dir nur sagen, daß die Leute vom AA zufrieden sind. Die Österreicher fallen in Scharen in Berlin und Hamburg ein und jetzt stehen die deutschen Bürgermeister Schlange, die wollen alle, daß du ihre Stadt beschreibst.
Sven (geschmeichelt): Naja, ich schreibe aber ja nicht objektiv, nur die Sachen, die die Österreicher interessieren könnten, Sprache, Essen, Lieder, Königgrätz...
HH: Das mit Königgrätz solltest du mal lieber lassen, Sven, die kommen jetzt zwar alle, aber sie sind irgendwie auch mega-aggro und bringen außerdem ihr eigenes Essen mit, das ist wirtschaftlich dann nicht so toll.
Sven: Dann sollte ich vielleicht doch lieber aufhören?
HH: Nein, Sven! Weitermachen! Aber ohne Königgrätz. Kein Salz mehr in alte Wunden.
Sven: Bremen auch? Ich bin da irgendwie befangen, schließlich bin ich hier... ich meine...
HH: Bremen zählt auf dich, Sven. Die Bremer wollen es und sie wollen es jetzt.
Sven: Bist du sicher? Ich meine, ich schreibe ja nicht objektiv, nur die Sachen, die die Österreicher interessieren...
HH: Deine Haare sind zu lang, Sven!

Versuch über Bremen

Bremen (ital. Brema, franz. Brême) verdankt seinem Namen durchreisenden Spaniern, die die lange Zeit namenlose Stadt "La Suprema" tauften. Bremen gehört nicht nur zum kleinsten der deutschen Bundesländer, sondern auch zum einzigen Bundesland, das aus zwei nicht direkt miteinander verbundenen Teilen besteht (Bremen und Bremerhaven), hierin dem österreichischen Bundesland Tirol ähnlich, wie in allen anderen Dingen eigentlich auch. Der Bremer feiert gerne (Freimarkt, Catchweltmeisterschaft, 6-Tage-Rennen) und hat den Fun Punk erfunden (Fabsi, Weser Label, Mimmi's). Er besitzt im Durchschnitt pro Kopf zwei Fahrräder und drei Regenschirme. Das Brötchen heißt hier Brötchen, der magere Speck gestreifter Speck und der Bürgermeister Koschnick. Die Erwerbsbevölkerung arbeitet zu einem Drittel bei Daimler Benz und zu einem Drittel in der Tierfutterproduktion (Vitakraft). Der Rest bringt gerade die Flaschen zurück. Einwohnerzahl: etwa 580.000. Der Wiener Dichter H. C. Artmann schrieb über Bremen: "In Bremen bin ich ein Regentropfen." Endemisches Essen: Bremer Pinkel, Knipp, Bremer Kluten. Die Landesflagge ist der österreichischen Flagge nachempfunden, nur mit mehr Streifen, weshalb sie auch Speckflagge genannt wird. Unter Napoleon gehörte Bremen eine Zeitlang zu Frankreich. Im deutsch-deutschen Krieg von 1866 kämpften die Bremer auf preußischer Seite, ihre Abteilung kam aber wegen einer vorgezogenen Siegesfeier nur bis Nienburg a. d. Weser. Die Band Dimple Minds ("Blau aufm Bau") kommt nur zum Teil aus Bremen (Huchting), zum anderen Teil aus dem ganz in der Nähe gelegenen Delmenhorst. Berühmte Bremer: Claus Peymann, James Last. Berühmte Bremer, die keine sind: Bremer Stadtmusikanten, Fabsi. Berühmte Bremer, die eigentlich Grazer sind: Otto Wanz. Bekannte Bremer Lieder: "An der Nordseeküste", "Deutscher Meister wird der SVW", "Königgrätz liegt an der Weser". Partnerstädte: Amsterdam, Dublin, Las Vegas, Graz. Wappen: Schlüssel. Bundesland: Bremen.

Foto: Sven Regener

Weser in Bremen bei Nacht. Hier ist immer Party!