Den Haag/Belgrad - Die ehemalige Präsidentin der bosnisch-serbischen Republik (Republika Srpska), Biljana Plavsic, wird vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Der Freilassung Ende Oktober stimmte der Präsident des UNO-Kriegsverbrechertribunals für Ex-Jugoslawien, Patrick Robinson, zu. Wie der Belgrader Sender B-92 berichtete, wird die 79-jährigen Biologin freigelassen, nachdem sie zwei Drittel der vom UNO-Tribunal ausgesprochenen elfjährigen Haftstrafe abgebüßt hat.

Plavsic habe während ihres Haftaufenthaltes wichtige Beweise der Rehabilitation geliefert, heißt es demnach in der Begründung der Entscheidung von Robinson. Die Ex-Präsidentin der Republika Srpska wird am 24. Oktober zwei Drittel ihrer Haftstrafe hinter sich haben, berichtete der Belgrader Sender.

Plavsic war vom UNO-Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnien-Krieg (1992-1995) verurteilt worden. Sie hatte nach Auffassung des Gerichts an der Verfolgung von Bosniaken (Muslime) und Kroaten mitgewirkt. Tausende kamen dabei ums Leben, weitere Tausende wurden vertrieben. Nach Bekanntgabe der Anklage des UNO-Kriegsverbrechertribunals hatte sich Plavsic 2001 freiwillig der Justiz gestellt.

Die schwedische Regierung hatte im Dezember ein wiederholtes Gnadengesuch von Plavsic erneut abgelehnt. Plavsic sitzt seit Sommer 2003 im Frauengefängnis Hinseberg in der Nähe der Stadt Örebro ihre vom Haager Kriegsverbrecher-Tribunal ausgesprochene Freiheitsstrafe ab.

Empörung in Bosnien

Opfer des Krieges in Bosnien haben am Dienstag mit Empörung auf die angekündigte Freilassung der ehemaligen Präsidentin der bosnisch-serbischen Republik (Republika Srpska), Biljana Plavsic, reagiert.

Bakira Hasecic vom Verein "Frauen - Opfer des Krieges" sagte dem TV-Sender Hajat unter Anspielung auf das Alter von Plavsic: "Ihr Alter? Hat sich das UN-Tribunal gefragt, wie alt unsere Kinder waren, jene ungeborenen in unserem Leibe, jene Tausenden von nichtserbischen Kindern, an denen sie (Plavsic) den Völkermord, das Schlachten, das Morden und die Vergewaltigungen begangen hat!"

Zeljko Komsic, Mitglied des dreiköpfigen Präsidiums von Bosnien-Herzegowina, meinte: "Obwohl wir wegen dieser Entscheidung, die bestimmt keine gerechte ist, empört sind, müssen wir sie akzeptieren. Das UN-Tribunal wird aber in den Augen der Opfer des Krieges in Bosnien nicht mehr das bisherige Ansehen genießen", zitierten ihn die Medien in Sarajevo.

Der Regierungschef der bosnischen Serbenrepublik, Milorad Dodik, will an diesem Mittwoch Plavsic in ihrem Gefängnis in Schweden besuchen, meldete das bosnische-serbische Fernsehen am Dienstagabend. Plavsic wird nach der im Oktober erwarteten Freilassung in der serbischen Hauptstadt Belgrad leben, berichtete das serbische Fernsehen RTS. (APA)