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Opel-Verkäufer GM und Magna wollen bis Ende November handelseins sein.

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Detroit/Brüssel/Berlin/Wien - Der mehrheitliche Verkauf von Opel an ein russisch gefärbtes Konsortium, das vom kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna angeführt wird, ist noch nicht ganz unter Dach und Fach. Zwar haben sowohl der Verkäufer General Motors (GM) als auch Magna Blitzverhandlungen versprochen und einen Vertragsabschluss bis Ende November geplant. Dann prüft Brüssel den Deal, was noch für einige Unannehmlichkeiten sorgen könnte, wie Analysten meinen.

Die EU-Kommission ließ am Freitag wissen, dass sie bei der staatlich gestützten Übernahme von Opel durch Magna auf die strikte Einhaltung des Beihilferechts und der Regeln des gemeinsamen Marktes pochen werde. So dürften beispielsweise keine politischen Bedingungen für den Erhalt staatlicher Unterstützung gestellt werden. Zudem könne der Erhalt bestimmter Standorte und Arbeitsplätze keine Bedingung für Beihilfen sein. Die anstehende Restrukturierung des Unternehmens müsse wirtschaftlich sein und die Überlebensfähigkeit des Autobauers auf Dauer sicherstellen.

Tags zuvor hatte ein Abgesandter des GM-Verwaltungsrats die deutsche Regierung über die Grundsatzentscheidung von General Motors unterrichtet, in Schlussverhandlungen mit Magna zu gehen.

Harte Gespräche erwartet

Die IG Metall erwartet harte Gespräche mit Magna. Ein Knackpunkt dürften die Arbeitsbedingungen und der Erhalt der Jobs sein. Magna-Eigentümer Frank Stronach dämpfte bereits die Erwartungen. Opel habe lange keinen Profit mehr gemacht, und die Wirtschaft sei derzeit auch nicht so rosig. Für alle Beteiligten werde es ein harter Weg werden. Bisher war die Rede von rund 10.000 Jobs, die in europäischen Opel-Standorten gestrichen werden.

Manche Betriebsräte fürchten noch schlimmere Einschnitte: "Magna ist ein harter, kantiger Arbeitgeber angelsächsischer Prägung" , sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksvorsitzende und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild. "Die holen jetzt sofort die Motorsäge raus." Dabei geht es um die angestrebten Sanierungsbeiträge der Opel-Beschäftigten. Die IG Metall will die eingeforderten Beiträge nicht ohne Gegenleistung bringen.

Leicht wird die Sanierung jedenfalls nicht, allein im Vorjahr hat Opel fast drei Milliarden Dollar Verlust gemacht. Durch die Übernahme wird sich auch die Bilanz von Magna blutrot färben. 2010 wird mit einem negativen Cashflow von knapp 3,8 Mrd. Euro gerechnet. Magna wird künftig gemeinsam mit der russischen Sberbank 55 Prozent an Opel halten - jeweils zur Hälfte. 35 Prozent gehören weiterhin der bisherigen Konzernmutter GM und zehn Prozent der Belegschaft. (Reuters, dpa, stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.9.2009)