Oswald Tschirtner (1920 - 2007) wird mit seinen größten Formaten präsentiert: Leinwände von zwei mal sechs Metern Größe.

Foto: Museum Gugging

Klosterneuburg - Nach achteinhalb Monaten Adaptierungs- und Ausbauarbeiten wird das Museum Gugging (Klosterneuburg) im Hauptgebäude des Art / Brut Centers am Areal des IST Austria (Institute for Science and Technology) am 17. September mit drei neuen Ausstellungen wiedereröffnet: "duo.! - anton dobay / oswald tschirtner", "liberty.! - african american artists" im neuen Novomatic Salon sowie eine Neuauflage der "gugging classics.!" - zu sehen jeweils bis 14. März 2010.

Oswald Tschirtner (1920-2007) wird mit seinen größten Formaten präsentiert: Leinwände von zwei mal sechs Metern Größe mit seinen bekannten elongierten Kopffüßlern, Werke, die er während der Produktion nie ganz sah, da er sie auf einem kleinen Tisch nur teilweise ausgerollt schuf. Tschirtner zeichnete neunzig Prozent seiner Werke auf sehr kleinen Papieren, nicht größer als 15 mal 21 Zentimeter. Das erste Großformat entstand erst 1980 und war damals eine Rarität.

Die Werke von Anton Dobay (1906-1986), in erster Linie mit Bleistift, Farbstiften und Wachskreide gearbeitet, entstanden selten als freie Schöpfungen: Von Leo Navratil angeregt, zeichnete Dobay vorwiegend nach Vorlagen, die ihm sein Primararzt - Entdecker der Gugginger Künstler -, der ihn nach einem Schlaganfall behandelte, in der damaligen Gugginger Nervenklinik anbot. In nur zehn Jahren schuf er etwa 400 Werke, ausgestellt sind über 120 Werke, die bisher kaum öffentlich zugänglich waren.

Afroamerikanische Künstler der Self-Taught-Art wie Bill Traylor, der erst im Alter von 80 Jahren zu zeichnen begann (nach einem 70-jährigen Arbeitsleben, an dessen Beginn die Existenz als Plantagen-Sklave stand), Mary T. Smith, William Hawkins und Purvis Young vertreten eine in Europa bisher selten wahrgenommene Stilrichtung der US-Art-Brut-Szene. Die in der Schau "liberty.!" gezeigten Werke entstammen privaten Sammlungen in New York City und Chicago.

Die ständige Ausstellung "gugging classics.!" schließlich gibt auf über 700 Quadratmetern Fläche einen umfassenden Überblick zu Geschichte und Gegenwart der künstlerischen Aktivitäten in Gugging. Neben den bekannten Vertretern der Art Brut wie August Walla, Oswald Tschirtner oder Johann Hauser wird auch das Werk in Vergessenheit geratener Künstler wie Franz Gableck oder Rudolf Horacek gewürdigt. Die Exponate in diesem Ausstellungsbereich werden regelmäßig ausgetauscht und ergänzt. (APA)