Foto: Bong Hokuen & Ko Yoenjung
Foto: Bong Hokuen & Ko Yoenjung

Entweder man hält sich ein hiniches Rad oder vielleicht folgendes Gefährt:

Es ist eh noch keine drei Wochen her, dass jemandem wieder die Tür zur Garage im Weg war. Erst jene des Einserstiegen-Zugangs, dann jene der Zweierstiege. Während die Einser-Tür sich wehrhaft gezeigt hat, hat die Zweier-Tür nachgegeben wie Pappendeckel, den man mit einer Straßenwalze zusammenlegt.

Mein Radl blieb, wo es war. Aber wohl nicht, weil es so gut abgesperrt war - rohe Gewalt war in dem Moment anscheinend keine Mangelware -, sondern weil es sich einfach nicht ausgezahlt hat. Ja, mag sein, dass der Einkastler nicht nur ein Zwerg im Geiste sondern auch sonst einer war und mein Radl, das an der Garagendecke hängt, einfach seinen Horizont überstieg. Aber ich glaube, die beiden Patschen, die fehlende Kette und die Tatsache, dass aus dem Lenker-Radio die Melancholie von Radio Burgenland strömte, ließen den Zwerg danebengreifen.

Der Vorteil, den das Rad hat, dass es nämlich einigermaßen diebstahlssicher ist, wird kompensiert durch den Nachteil, dass man ohne mehrstündige Vorbereitung mit der Kiste selbst nicht fahren kann. Ein Nachteil, den das Rad des Nachbarn nicht hatte, was wiederum den Nachteil mit sich brachte, dass seine Kraxen jetzt weg ist. Ich möge mich für mein Fahrrad genieren, meinte er, wenn es so widerwärtig ist, dass nicht einmal der Zwerg daran Gefallen fand.

Aber was soll man machen? Mit wie vielen Schlössern soll ich mein Fahrrad verzieren, nur um sicher zu gehen, dass ich es wieder dort vorfinde, wo ich es gelassen habe?

Eine ähnliche Frage dürften sich auch die Designer Bong Hokuen und Ko Yoenjung gestellt haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach durchrechneten Nächten, Lkw-Ladungen von verworfenen Konzepten und ganzen Archiven von Diebstahlsanzeigen die Burschen zu dem knackigen Schluss kamen: je Schloss, desto sicher.
Da war es dann zu dem, was die beiden Yanko-Designer gezeichnet haben, nimmer weit. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass einer der beiden gesagt hat: „Na dann machma doch gleich ein Radlschloss mit Reifen und Lenker!" Worauf der andere sagt: „Traust dich nie!"

Na mehr hat es nicht gebraucht. Die beiden haben um die Wette gekritzelt, herumgetüftelt und das „Free Lock" erfunden: ein Fahrrad, das ein Schloss ist - ein großes Schloss! Pedale drauf, Lenker aufgesteckt, zwei Radln dazu und fertig. Der Sattel ist schon mehr Schloss als Sitzgelegenheit: mit ihm nämlich sperrt man den V-förmigen Rahmen an was auch immer, indem man ihn so im Rahmen versenkt, dass er mit ihm ein futuristisches Bügelschloss bildet.

Dadurch, dass jener Teil, der das Schloss bildet, gedreht werden kann, muss das Schloss-Rad nicht die runden Haxeln in die Luft recken, wenn einmal kein Wiener Fahrrad-Bogen zum Anketten zur Stelle ist und man mit der Verankerung eines ordinären Parkverbotsschildes vorliebnehmen muss. Der Drehmechanismus des Rahmens ist natürlich ebenfalls absperrbar, damit niemand unterm Radln auf die Idee kommt, sich horizontal auf Radwegbreite auszudehnen. Und weil es beim Fahrrad-Klau leichter ist, den Radlständer zu knacken als das Schloss, sollte man schauen, ob Ständer oder Verkehrszeichen auch sicher mit Mutter Erde verbunden sind, sonst ist es erst wieder Essig mit dem Fahrrad. (Guido Gluschitsch)