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General Motors hat Magna lieb: Der kanadisch-österreichische Zulieferer darf doch bei Opel einsteigen. Der Verwaltungsrat des US-Autobauers knüpft seine Empfehlung aber an ein Paket von Bedingungen.

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GM-Chef Fritz Henderson (re.) wollte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel noch am Donnerstagnachmittag über die Entscheidung telefonisch informieren

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General Motors will nach monatelangem Tauziehen 65 Prozent der Anteile an Opel abgeben. Das Rennen machen Magna und Sberbank. Doch viele Fragen bleiben offen - vor allem, welche Werke geschlossen werden müssen.

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Nach monatelanger Unsicherheit sind die Weichen für eine Zukunft Opels unter dem Dach des Autozulieferers Magna gestellt. Die Opel-Mutter General Motors (GM) verkauft 55 Prozent von Opel an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna. Zehn Prozent gehen an die Opel-Mitarbeiter, den Rest behält GM. Schlüsselfragen, etwa zur Finanzierung, sind noch nicht geklärt. Der endgültige Vertragsabschluss sei daher erst in den nächsten Monaten möglich, heißt es.

Der Magna-Gruppe gehören die russische staatliche Sberbank an (beide halten je 27,5 Prozent an Opel) sowie der russische Autobauer GAZ. Sie zielen mit "New Opel" vor allem auf den russischen und osteuropäischen Markt ab. Denn laut GM bleiben die Märkte USA, Kanada, Südkorea und China für "New Opel" verschlossen.

Die Opel-Treuhandgesellschaft stimmte dem Verkauf zu - es gab aber auch eine Gegenstimme. Manfred Wennemer, Vertreter der Bundesregierung bei der Opel-Treuhand, sieht in dem Verkauf an Magna keine tragfähige Lösung. Laut der Einschätzung des Ex-Continental-Chefs produziere Opel zu teuer. Die Ziele von Opel, auf dem russischen Markt zu expandieren, halte er nicht für erreichbar. Mit dem Geschäftsplan werde Opel 2010/2011 zahlungsunfähig sein und Insolvenz anmelden müssen.

Der von den Bundesländern in die Opel-Treuhand entsandte Dirk Pfeil hätte den Autobauer lieber an den Finanzinvestor RHJI verkauft. Mit RHJI wäre in Deutschland zwar mehr Personal abgebaut worden, aber in Europa weniger, sagte der hessische FDP-Politiker, der sich letztlich der Stimme enthielt.

Die deutsche Regierung hatte sich früh auf Magna festgelegt und Opel einen Überbrückungskredit von 1,5 Mrd. Euro gewährt. Hessens Ministerpräsident Roland Koch hat nun die Bereitschaft zu einer Beteiligung an den Opel-Bürgschaften signalisiert. Hessen sei bereit, an einer Gesamtsumme von 4,5 Mrd. Euro 1,5 Milliarden zu übernehmen.

Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers kündigte an, sein Land werde sich entsprechend des Verteilungsschlüssels beteiligen. Demnach würde der Bund die Hälfte der Summe stemmen, die Länder mit Opel-Standorten gemäß der Arbeitsplätze die andere Hälfte. Die Opel-Treuhandgesellschaft erklärte, eine Bedingung für die Zustimmung zu Magna sei, dass das Geld des deutschen Steuerzahlers nur für "New Opel" eingesetzt werde und dass Russland-Investitionen aus anderen Quellen gespeist würden. Der Treuhand-Vorsitzende Fred Irwin betonte aber auch: "Das bedeutet nicht, dass Adam Opel gerettet ist. Man muss noch viel arbeiten."

Für die 50.000 Beschäftigten von Opel in Europa beginnt mit dem Verkauf an Manga jedenfalls erneut das Zittern. Europaweit sollen 10.000 Stellen wegfallen. Die vier Opel-Werke in Deutschland sollen aber erhalten bleiben. Zuletzt traten wieder Zweifel auf, ob der Standort Bochum überleben wird. Anderen europäischen Werken, etwa im belgischen Antwerpen oder in Luton (Großbritannien; Opel-Schwester Vauxhall), droht ebenfalls das Aus.

In der Magna-Zentrale in Österreich kam der Anruf aus Detroit um 13.46 Uhr mit der Information, dass Frank Stronach neuer Opel-Eigner wird. Es habe keiner mehr mit dieser Wende gerechnet, hieß es im Konzern. Neben Magna hat der Investor RHJI um Opel geboten, zuletzt wurde auch angedacht, dass GM Opel behält. "Wir rätseln alle ein wenig, warum sich GM jetzt doch anders entschieden hat" , sagte ein Magna-Manager zum Standard. Magna-Co-Chef Siegfried Wolf erwartet zwar, dass Opel innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss der Übernahme Gewinne schreibt. Doch Illusionen macht sich bei Opel keiner. "Wir haben ja noch fast die gesamte Restrukturierung vor uns" , sagte GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster.

Deutschlands Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Opel-Belegschaften schon auf härtere Zeiten eingestimmt. "Auch bei der Magna-Lösung wird es Einschnitte und Restrukturierungen geben."

Steirische Politiker versprechen sich vom Deal positive Impulse für die Beschäftigung und die Entwicklungsarbeit von Magna in Österreich. Auch das Getriebe- und Motorenwerk in Wien-Aspern scheint abgesichert. (mue, vk, bpf/DER STANDARD, Printausgabe, 11.9.2009)