Tamiko Thiel & Teresa Reuter: "Virtuelle Mauer / ReConcstructing the Wall", 2008.

 

Foto: Kunstverein Wolfsburg

Der 28-jährigen Existenz der Berliner Mauer steht heuer bereits das 20-Jahre-Jubiläum ihres Falls gegenüber. Dass das vereinte Deutschland jedoch bis heute ein in vielerlei Hinsicht geteiltes ist, war Anlass der Ausstellung "Reconstructed Zone" im Kunstverein Wolfsburg, wo sich Künstlerinnen und Künstler unter anderem mit dem voranschreitenden Verschwinden ostdeutscher Identität befassen.

Die Ausstellung Reconstructed Zone ist nicht die einzige, die sich mit dem Fall der Mauer befasst. Allerdings verspricht sie mit vielen in der DDR sozialisierten Künstlern sowie mit dem Fokus auf den privaten Erlebnisbereich eine Erweiterung des üblichen polarisierenden Blicks. Viele der Positionen bilden die politischen Verhältnisse etwa nur beiläufig ab und konzentrieren sich stattdessen auf die sozialistischen Lebensstrukturen, die sie u. a. aus den Raumkonzepten (Andrea Pichl), aus ostdeutschen Produkten (Sandra Kuhne) oder auch - genereller - aus den Besonderheiten der Ostmoderne (Ulrich Müther und Albrecht Ecke) herauszukristallisieren versuchen.

Anders als Westdeutschland, das im Verhältnis gesehen nur beiläufig durch die Wende beeinflusst wurde, geht mit dem langsam voranschreitenden Prozess der Vereinigung gerade auch das Schwinden der ostdeutschen Identität einher, die im Verlust dieser Alltagsprodukte genauso sichtbar wird wie im Verlust identitätsstiftender Bauten. Ein Thema der Schau ist aber auch die Division Berlins, die in den Arbeiten BerlinBerlin (2009) von Lenka Clayton und Virtuelle Mauer / ReConstructing the Wall (2008) von Tamiko Thiel & Teresa Reuter konkretisiert wird.

Während Lenka Clayton mit Originalobjekten die Doppelung von kulturellen und staatlichen Einrichtungen vergegenwärtigt, rekonstruieren T & T einen Abschnitt des ehemaligen Berliner Grenzgebiets als Computeranimation, mit der die Besucher sich auf eine Zeitreise in den Alltag dies- und jenseits der Mauer begeben können. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.9.2009)