Unter UV-Licht leuchten gelbe Bananen blau, und hellblaue Ringe markieren erste tote Zellen auf der Schale.

Foto: Universität Innsbruck

Innsbruck/Washington - Womöglich war das Phänomen dem einen oder anderen Disco-Besucher zwischen Lagos und Caracas bereits aufgefallen. Manche wollen es auch schon in der Schule als Experiment durchgemacht haben - dass nämlich reife Bananen unter UV-Licht intensiv blau leuchten.

Erst vor knapp einem Jahr erschien der erste wissenschaftliche Artikel über das blaue Leuchten des immerhin fünftwichtigsten Nahrungsmittels der Welt. Verfasst hat ihn ein österreichisches Forscherteam rund um Bernhard Kräutler vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck ("Angewandte Chemie", Bd. 120, Nr. 46), das gleich auch eine Erklärung mitlieferte.

Die Ursache für das überraschende Phänomen sind spezielle chemische Abbauprodukte des Blattgrüns: Wie andere Pflanzen sind auch Bananen wegen des in der Schale enthaltenen Chlorophylls, das Sonnenlicht in Energie umwandelt, grün. Während bei allen anderen Pflanzen der Abbauprozess des Chlorophylls rasch erfolgt - etwa in Form des Einfärbens der Blätter im Herbst -, passiert bei den Bananen etwas anderes. Bei ihnen reichern sich blau leuchtende und chemisch stabile Zwischenprodukte in der Schale ab.

Was aber passiert bei der weiteren Reifung der Bananen, wenn sie ihre ersten braunen Flecken bekommen? Diesen Prozess haben sich die Forscher rund um Kräutler nun gemeinsam mit Innsbrucker Botanikern sowie dem US-amerikanischen Fotochemiker Nicholas Turro genauer angeschaut - und abermals eine überraschende Entdeckung gemacht.

Sie fanden nämlich heraus, dass die braunen Stellen auf der Bananenhaut jeweils um kleine Spaltöffnungen für die Kontrolle des Gasaustausches entstehen. Sterben die ersten Zellen ab, beginnen die sie umgebenden, noch lebenden Zellen hellblau zu leuchten. Ursache dafür sind die Abbauprodukte des Chlorophylls, sogenannte fluoreszierende Chlorophyll-Kataboliten (FCC), schreiben die Forscher im Fachblatt PNAS.

Für die Beobachtung der Alterung von Früchten steht damit aber erstmals ein optisches Merkmal zur Verfügung. Während absterbende Blätter zunächst gelb und dann braun werden, lieferten reife Früchte bisher kein sichtbares Zeichen für den beginnenden Zelltod.

Die Entdeckung von Kräutler und seinem Team macht es nun erstmals möglich, den beginnenden Zelltod in Früchten direkt zu beobachten. "Wir haben das für die Bananen und einige andere Pflanzen nachgewiesen", so Kräutler.

Über die natürliche Rolle der FCC könne man indes nur spekulieren: "Tiere sehen Farben anders als wir Menschen. Das blaue Leuchten könnten ihnen helfen, die reifen Früchte in der üppigen Vegetation besser zu finden." (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 8. 9. 2009)