Cartoon: DER STANDARD

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Wien - Im Kunsthistorischen Museum war die "Überraschung groß" gewesen: Die Erben nach Jaromir Czernin fordern, wie der Standard am Samstag exklusiv berichtete, die Malkunst zurück. Das größte Gemälde von Jan Vermeer, seit 1946 Highlight der Gemäldegalerie, war 1940 von Jaromir Czernin an Adolf Hitler verkauft worden.

Und zwar unter Zwang, wie Andreas Theiss, der Anwalt der Familie, meint: Czernin hätte keine Wahl gehabt. "Es ist daher völlig egal, wie viel Hitler bezahlt hat", so Theiss am Sonntag. Auch wenn Czernin einen angemessenen Preis bekommen hätte, wäre das Geschäft nur unter "unrechtmäßigem Druck" zustande gekommen - und sei daher als nichtig zu bewerten.

Mit dem Fall wurde sogleich die Kommission für Provenienzforschung betraut. Eva Blimlinger, die wissenschaftliche Leiterin, studierte bereits das von den Czernins bei Michael Wladika in Auftrag gegebene Gutachten. Ihrer Einschätzung nach habe Wladika "keine neuen Dokumente" gefunden. Die Kommission werde ein Dossier erstellen und dann dem Rückgabebeirat zur Entscheidung vorlegen.

Wolfgang Zinggl, der Kultursprecher der Grünen, zeigte sich verwundert. Seiner Meinung nach sollten sich die Forscher zunächst mit den "offensichtlichen Fällen" beschäftigen: "Wladika wurde vor über einem Jahr vom Staat beauftragt, die Provenienzen der Stiftung Leopold zu prüfen. Bis dato gibt es keine Ergebnisse." (trenk / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.9.2009)