Freitag, 14.9., noch viel später
Auf dem Rückweg von Radio 1 (Potsdam Babelsberg) nach Berlin über Österreich nachgedacht. Am Steuer: Daniel von der Radio-Promo. Aufgewachsen in Lübeck. Was wird aus ihm, wenn seine Heimat an Österreich geht? Kriegt er einen neuen Paß? Oder nur den alten weggenommen? Ist Thomas Mann dann Österreicher? Wird die holsteinische Kartoffel (Hansa, Grata, Sieglinde) zum Erdapfel? Als ich über diese Fragen hinweg in den REM-Schlaf glitt, rief Hamburg-Heiner an.
Sven: Hamburg, ich mag nicht. Mir ist fad. Ich bin müd. Ich bin so exaltiert.
HH: Mag sein, mein Freund, aber die Frauen lieben auch deinen Punk.
Sven: Das ist wahr. Ich hab übrigens über die Sache mit Schleswig-Holstein nachgedacht und mich auch sonst erkundigt: Da wird nichts draus.
HH: Nicht?
Sven: Nein. Ich hab mit dem Florian Horwath darüber gesprochen, der war nicht erfreut.
HH: Ist der in Berlin?
Sven: Ja, wir waren im Horváth essen. Am Paul-Lincke-Ufer.
HH: Das ist ja etwas, worüber sich die Österreicher in Hamburg immer beschweren, daß sie, wenn sie in Berlin sind, von den Einheimischen in österreichische Restaurants geschleppt werden.
Sven: Jedenfalls hat der Florian Horwath gesagt, daß ihn das unangenehm berührt, daß wir da die Sache mit Königgrätz wieder erwähnen, er hat das eigentlich endlich mal vergessen wollen, hat er gesagt. Mit sowas machen wir uns in Österreich keine Freunde, meint er.
HH: Wir haben's aber nur gut gemeint.
Sven: Ja, das mit den österreichischen Restaurants ist auch gut gemeint. Und trotzdem beschweren sie sich bei dir darüber.
HH: Wir machen sowas hier nicht.
Sven: Weil ihr in Hamburg keine österreichischen Restaurants habt.
HH: Von wegen, wir haben das Schnitzelhus.
Sven: Das Schnitzelhus?!
HH (liest irgendwo ab): "Servus sagt das Team vom Schnitzelhus und begrüßt Sie herzlich auf unserer Website. Seit Anfang 2007 gibt es nun schon unser gehobenes Restaurant mit deutsch-österreichischer Küche, das seitdem seine Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten in seinen Bann zieht. Der Koch selbst stammt aus dem traditionsreichen Österreich und lässt somit seinen Wiener Charme bei der Zubereitung der Speisen hineinfließen. Bei uns ist alles frisch und wird erst bei Bestellung zubereitet, wodurch die beste Qualität gewährleistet ist.
Neben unseren tollen Schnitzeln haben wir auch Köstlichkeiten, die für die Feinschmecker unter Ihnen bestimmt sind, so dass bei uns jeder auf seine Kosten kommt und KEINER hungrig wieder nach Hause geht."
Sven: Schnitzelhus?! Traditionsreiches Österreich?!
HH: So sieht's aus, mein Freund.
Sven: Da wartet noch viel Arbeit auf uns.
HH: Ich denke, hier ist das Ziel schon erreicht: Deutsch-österreichische Küche, Wiener Charme, tolle Schnitzel, und KEINER geht hungrig wieder nach Hause.
Sven: Ich bin nicht sicher, ob man die Österreicher mit dem Begriff "Schnitzelhus" wirklich versöhnen kann.
HH: Ja, aber hier zeigen wir ihnen doch, wie sehr wir sie lieben.
Sven: Ja, aber das geht so nicht. Das finden die so nicht so gut. Ich meine, es ist ja nicht nur, daß sie uns nicht mögen. Es ist ja auch so, daß sie in die ganze Welt hinausgehen mit der Österreichbeschimpfung, und wir geben ihnen mit dieser Schnitzelhus-Liebe ja immer und immer wieder nur auf die geistfeindlichste Weise zu verstehen, daß wir das nicht ernstnehmen.
HH: Ja, sollen wir jetzt auch Österreich beschimpfen?
Sven: Nein, das dürfen wir natürlich auch nicht. Schon mal gleich gar nicht.
HH (nachdenklich): Hm... Das scheint mir irgendwie eine lose-lose-Situation zu sein.
Sven: Genau!
HH: Ich muß da nochmal drüber nachdenken.
Sven: Morgen ist auch noch ein Tag.
HH: Auf jeden.
Sven: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
HH: Auf keinen.
Und damit legte er auf. Klang irgendwie niedergeschlagen, melancholisch, traurig, ganz anders als der Hannes Eder jedenfalls, von dem später noch die Rede sein wird.
Ein Schnitzel in Deutschland: Nice try, Piefke!