Alpbach - "In den kommenden 20 Jahren wird sich die globale Gesellschaft, bedingt durch Ressourcenknappheit und Klimawandel, stärker verändern als im ganzen letzten Jahrhundert. Sogar in Österreich." So lautet das Statement, mit dem Dennis Meadows, System- und Energieforscher aus Durham, New Hampshire, seinen apokalyptischen Vortrag eröffnet. "Aus diesem Grund müssen wir schleunigst umdenken. Doch das geht nur, wenn wir als Experten das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen." Das Problem: "Trust comes on foot and leaves on horse."

Die Lösungsvorschläge für diese Vertrauensschaffung - so auch der Titel der Alpbacher Baukulturgespräche - könnten widersprüchlicher nicht sein. Während Meadows selbst an Politik und Individuum gleichermaßen appelliert, verfolgen seine Mitdiskutanten andere Ziele: Die einen setzen auf Planung als Direktive von oben, die anderen auf Partizipation als basisdemokratisches Gestaltungstool.

"Die Binnenmobilität in Richtung Infrastruktur und Großstadt nimmt merkbar zu" , sagt etwa Marianne Rodenstein, Professorin für Gesellschafts- und Politikanalyse in Frankfurt, "um diesen Trend begreifen und ihm entgegenwirken zu können, kommt man nicht umhin, die Bevölkerung in die Planung miteinzubeziehen."

"Partizipation kostet Zeit, Geld und einen langen Atem" , widerspricht der Linzer Stadtsoziologe Peter Arlt, "ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Partizipation zu Konsensprojekten führt und am Ende erst recht nur einen Teil der Bevölkerung zufriedenstellt." Partizipation berge die Gefahr, nur einen Teil der Bevölkerung zu erreichen - nämlich das interessierte Bildungsbürgertum. "Es gibt einen bestimmten Prototypen, der begeistert mitmacht" , sagt Arlt, "ich nenne ihn den pensionierten Lehrer."

Zu einem Ende kommt das erste Diskussionspanel mit den Worten des Wiener Verkehrsplaners Hermann Knoflacher: "Partizipation ist nicht so kompliziert. Sagen Sie den Leuten einfach nur, dass man ihnen die Parkplätze wegnehmen wird, und Sie haben den Saal auf der Stelle voll." Oder aber, in der Spaß-beiseite-Version: "Der britische Architekt Cedric Price hat schon in den 1960ern gesagt, dass es in der Stadtplanung nicht um das Planen, sondern um das Ermöglichen geht." (Wojciech Czaja, DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.09.2009)