Der Wert respektive die Wertschätzung eines kunsthistorischen Gemäldes wie auch eines zeitgenössischen Werkes spiegelt sich oft in der Art der Präsentation wider. Insofern gilt als substanziell essenziell, ein Kunstwerk adäquat in Szene zu setzen. Dies kann bedeuten, es in einen kunstvollen Rahmen zu setzen oder es aber, wortwörtlich aus dem Rahmen fallend, ohne Rahmen ganz für sich wirken zu lassen. Diesem Typus entsprechen, in der Reduktion auf das Wesentliche, rahmenlose Kunstwerke oder auf den Schutz reduzierte unauffällige, schmucklose Einrahmungen. Das homogene Erscheinungsbild aber sollte immer der Individualität des Gerahmten entsprechen.

Johann Kräftner, seit 2002 Direktor des Liechtenstein Museum und der Fürstlichen Sammlungen in Vaduz, zeigt in seiner Publikation Halt und Zierde einen Querschnitt durch die Geschichte und die Typologie des Rahmens vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Beleuchtet werden unterschiedliche Techniken: von der konstruktiven Holzarbeit bis zur Fassung, Vergoldung oder Patinierung. Dieses Buch illustriert das Phänomen des Rahmens im Kontext mit Möbeln, Metallarbeiten, Majoliken, Textilien und Porzellanen sowie Zeichnungen und Ornamentstichen bis hin zu kostbar gefassten Miniaturen. Ein Index über Rahmenterminologie, Nomenklaturen und Oberflächenbehandlung machen die Publikation, über den Schauwert hinaus, zu einem wertvollen Nachschlagewerk für Historiker und Restauratoren.

Was das Buch augenscheinlich macht, und dies betrifft aus dem Rahmen fallende, moderne Kunst wie auch im Rahmen bleibende Klassiker: Mancher Rahmen weist einen unschätzbaren Wert aus, stellt sein Innenleben in den Schatten, ist mehr Zierde als einfach nur Halt, ist kunstvoller als das gerahmte, eigentlich im Zentrum stehende Kunstwerk. (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.09.2009)