Güthersloh/Wien - Klassenwiederholungen kosten Deutschland jährlich knapp eine Milliarde Euro an zusätzlichen Personalausgaben für die Schulen und die Schulverwaltung, den laufenden Sachaufwand und Investitionsausgaben. Das hat der deutsche Bildungsforscher Klaus Klemm für die Bertelsmann-Stiftung erhoben. Die Stiftung forderte am Donnerstag das Geld stattdessen in individuelle Förderung der Schüler zu investieren, denn nur bei den wenigsten der rund 250.000 Sitzenbleiber bringe die Ehrenrunde eine Leistungsverbesserung.

Hohe Anzahl an Repetenten in Deutschland

Ähnliche Ergebnisse für Österreich hat kürzlich eine Erhebung der Statistik Austria gezeigt, wonach viele der jährlich rund 27.000 heimischen Repetenten auch beim Wiederholen einer Klasse nicht erfolgreich sind. An der AHS-Oberstufe schließen nur 60,5 Prozent die wiederholte Klasse erfolgreich ab, an den berufsbildenden mittleren Schulen erreichen 35,1 Prozent auch beim zweiten Mal nicht das Klassenziel, an den berufsbildenden höheren Schulen sind 27,9 Prozent erneut negativ. Etwas erfolgreicher sind Repetenten in der AHS-Unterstufe (27,3 Prozent sind wieder negativ) und der Hauptschule (14,3 Prozent).

Die Bertelsmann Stiftung regte an, dass Schüler nur noch im Fall langwieriger Erkrankungen die Klasse wiederholen sollten. Laut Pisa-Studie sind in Deutschland 23,1 Prozent aller 15-Jährigen im Verlauf ihrer Schulzeit mindestens einmal sitzengeblieben - so viel wie in keinem anderen Land. Zwischen den Bundesländern gibt es bei der Wiederholerquote allerdings große Unterschiede. Während der Anteil der Sitzenbleiber in Baden-Württemberg im Schuljahr 2007/08 nur bei 1,7 Prozent lag, waren in Bayern rund 3,6 Prozent aller Schüler betroffen. Die größten Anteil an Repetenten gibt es an den Realschulen (fünf Prozent), den geringsten an den Volksschulen (1,3 Prozent). (APA/AP)