Eisenstadt - Stefan Horvath hat beim Rohrbombenattentat in Oberwart im Februar 1995 einen Sohn verloren. Dass Franz Fuchs bei dem Anschlag im Südburgenland und bei der Briefbombenserie Komplizen gehabt hat, glaube er heute nicht mehr, sagte Horvath am Dienstag. Wenn die Behörden das Verfahren im Hinblick auf mögliche Mittäter eingestellt haben, so hätten sie damit schon Recht.

Bis zur Verhaftung von Fuchs 1997 sei er der festen Überzeugung gewesen, das dieser zumindest einen Partner gehabt habe, so Horvath. Er habe sich nicht vorstellen können, dass eine Person "das alles" - nicht nur die Bomben bauen, sondern auch die Briefe schreiben - machen könne. Seine Ansicht habe er geändert, nachdem er Fuchs einmal in Graz am Rande des Prozesses begegnet sei. Zudem habe er nach der Verhaftung - damals als einer von Wenigen und ohne das Wissen seiner eigenen Familie - mit den Eltern von Fuchs gesprochen.

"Er hätte nie mit einem anderen Menschen kooperieren können", ist Horvath heute überzeugt. Er habe 2005 auch mit einem früheren Arbeitskollegen von Fuchs geredet. Dieser habe ihn als zurückgezogenen Menschen geschildert, der jedoch nie etwa gegen Ausländer gehetzt hätte. Obwohl er der Beste in seinem Bereich gewesen sei, habe man ihn entlassen. "Er war zu penibel", habe seine Arbeiten immer noch weiter verbessern wollen und sei so in Wirklichkeit ein Schaden für die Firma gewesen.

Wahnsinn in den Augen

Als er damals Fuchs in Graz "20 bis 30 Sekunden" gegenübergestanden sei, habe er "den Wahnsinn in seinen Augen erkannt", meint Horvath. Er habe sich auch gefragt, warum die Eltern hingenommen hätten, dass sich ihr Kind veränderte, ohne etwas dagegen zu tun. Das Auftreten von Fuchs im Gerichtssaal sei hingegen "nur Show" gewesen. "Man hätte ihn anders sehen müssen", meinte Horvath. Er sei in Wirklichkeit "ein armer Mann" gewesen, "deswegen, weil er um Hilfe geschrien hat und niemand in Österreich hat ihn gehört."

Die Ansicht von Historikern, dass Fuchs nicht selbst über das nötige Wissen zum Schreiben der Briefe verfügt haben könne, teile er nicht: "Das kann man sehr wohl, man braucht nur die notwendige Intelligenz und den Willen." Er selbst habe, anders als seine Familie, Fuchs bereits vergeben, so Horvath: "Das war die einzige Chance für mich selbst, zu überleben."

Bis zum Anschlag sei er 30 Jahre lang - als Wochenpendler von Oberwart aus - in Wien beschäftigt gewesen. Das Attentat habe sein Leben mit einem Schlag verändert. Seinen Job in Wien gab er auf und arbeitet nun in einem burgenländischen Krankenhaus. Er habe damals auch begonnen, heimlich zu schreiben: "Ich wollte ganz einfach für mich dieses Trauma verarbeiten". Horvath tat dies auch in seiner Erzählung "Katzenstreu", bei der er in mehrere Rollen schlüpft und dabei auch versucht, sich "nicht in die Gedankenwelt eines Attentäters, sondern eines kranken Menschen zu versetzen." (APA)