Foto: saubereAutos.at
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Jenes Auto, das einst seine eigene Klasse geschaffen hat, ist klassenlos geworden. Deshalb erfordert auch jeder Generationswechsel der Legende großes Fingerspitzengefühl, um das bisher Erreichte nicht zu gefährden, denn die Kundschaft ist voller Erwartungen und der Mitbewerb beobachtet mit Argusaugen das fertige Ergebnis.

Ein sauberes Auto

"Wertigkeit neu erleben" - mit diesem Slogan preist das Volkswagen-Marketing die Vorzüge der aktuellen, sechsten Golf-Generation - kritische Konsumenten machen vollmundige Werbesprüche dieser Art zuallererst einmal stutzig. Mit einem Volkswagen Golf Highline hat ein aktuelles Exemplar den Weg in den saubereAutos.at-Fuhrpark gefunden, sodass wir es auf diese Aussage hin überprüfen konnten. Es handelte sich dabei um die 110 PS starke Common-Rail-TDI-Version, die sich laut Hersteller mit einem Verbrauch von 4,5 l/100 km (119 g/km CO2) begnügen soll. Damit entspricht es nicht nur all unseren Anforderungen, die wir an ein "sauberes Auto" stellen, sondern stellt gleichzeitig die aktuelle Ausformung eines traditionellen Konzepts in der Geschichte dieses Modells dar: Volkswagen war einer der ersten Hersteller, die den Dieselmotor dank Turboaufladung zu einer gleichwertigen Alternative zum Ottomotor in der Kompaktklasse gemacht haben.

Eine runde Sache mit Ausdruck

Mit der Optik des neuen Golf konten wir uns ja schon seit vergangenem Herbst auseinandersetzen. In der sechsten Generation haben die Merkmale der vorangegangenen Modelle zueinander gefunden. Der aktuelle Golf verbindet die runden Formen der Generationen III bis V mit dem markanteren Ausdruck der ersten beiden Modelle - oder anders ausgedrückt: Während an der Grundform der Karosserie nur leicht gefeilt wurde, erinnert das Designteam unter der Leitung von Walter de Silva mit der neuen, von deutlichen, horizontalen Linien dominierten Frontpartie an den Ur-Golf. Verschwunden ist der ein bisschen belanglose Gesichtsausdruck des Vorgängers, der nun einem gestiegenen Selbstbewusstsein Platz gemacht hat. Selbst die 80 PS-Basisversion schaut nun drein als wäre sie ein 210 PS starker GTI. Dezente Farben stehen dem Golf im Übrigen gut.

Ein Golf für mehrere Generationen

Neuland betreten wir mit dem Einsteigen in den Testwagen. Und genau hier beginnt auch unsere Erlebnisfahrt in die angepriesene Wertigkeit: Während sich schon die vorangegangenen Generationen durch hohe Materialqualität und beste Verarbeitung ausgezeichnet haben, legten die Techniker beim aktuellen Golf in allen Bereichen noch ein Schäuferl nach. Das Armaturenbrett und sämtliche Bedienungseinheiten gefallen optisch durch klare Linien und das Fehlen jeglicher Verspieltheit (ohne dabei spartanisch oder schmucklos zu wirken). Das Lenkrad, jeder Hebel und jeder noch so kleine Schalte vermitteln denselben Eindruck: Das hält und funktioniert gefühlsmäßig auch dann noch, wenn der fünfte oder sechste Besitzer dieses Auto irgendwann einmal sein eigen nennen wird. Wobei sich das haptische Erlebnis nicht auf die Finger beschränkt: Wir fühlen uns wohl in den Golf-Sitzen, auch nach längerer Fahrt steigen wir entspannt aus - da drückt nichts, kneift nichts und in schneller gefahrenen Kurven bewahren einen die Sportsitze der von uns getesteten „Highline"-Version vor der Wirkung der Fliehkräfte.

Kein Fummeln an den Knöpfen nötig

Nach dem Starten des Triebwerks - in unserem Falle handelte es sich mit dem 110 PS starken 2,0 Liter-Dieselaggregat um einen Vertreter der neuen Common-Rail-Motorengeneration - kommt zum sensorischen das akustische Erleben des neuen Golf. Einerseits spürt man nur die geringsten Vibrationen, andererseits bleiben Motor-, Wind- und Abrollgeräusche dort, wo sie hingehören, nämlich draußen. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten muss der Lautstärkeregler der Stereoanlage nicht ständig nachjustiert werden. Im Volkswagen Golf VI gleitet man dahin, gut abgeschirmt gegen störende Einflüsse - das komfortable, aber nicht zu weiche Fahrwerk trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei - und hat nicht mehr das Gefühl, in einem Fahrzeug der Kompaktklasse zu sitzen. Qualität und Gesamteindruck entsprechen einem höheren Segment, der Golf definiert die obere Grenze seiner Klasse neu.

Geringer Verbrauch im Alltag

Das Common-Rail-Aggregat tut sein Übriges, um den gewonnenen Eindruck noch zu verstärken. Es meistert jede Aufgabe und es gibt keine rational zu begründende Erklärung für den Wunsch nach mehr Leistung. Die 10,7 Sekunden, die Volkswagen für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h angibt, wirken gefühlsmäßig fast zu hoch angesetzt, so lebendig reagiert das Dieselaggregat auf die Berührung des Gaspedals. Das Tüpfelchen auf dem i und die gesteigerte Wertigkeit in diesem Bereich stellt der noch einmal gesenkte Treibstoffverbrauch dar. Der drehmomentstarke Motor gestattet sowohl bei Überlandfahrten als auch im Stadtverkehr ein rasches Hinaufschalten und ein unangestrengtes Dahinrollen bei geringen Drehzahlen, ohne einen Verlust an Laufkultur hinnehmen zu müssen. Wir bewegten den Golf TDI mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,8 l/100 km über die saubereAutos.at-Verbrauchsrunde. Dieser Wert liegt zwar um 0,3 Liter über den von Volkswagen versprochenen 4,5 l/100 km, doch jeder Verbrauch unter fünf Litern, der unter ganz normalen Alltagsbedingungen zustande kommt, ist für ein derartiges Auto, das an der Grenze zur Mittelklasse kratzt, noch immer mehr als nur akzeptabel.

Alle Anforderungen erfüllt

Ein ganz normaler Diesel-Golf, der über 25.000,- Euro kostet, ist natürlich ebenfalls ein deutliches Zeichen, wie sich die Dinge seit dem Ur-Modell verändert haben. Am Beispiel unseres Testexemplars heißt das, dass man um genau 26.570,48 Euro ein ordentlich motorisiertes, exzellent verarbeitetes, vollwertiges Auto erhält. In Hinsicht auf passive und aktive Sicherheit lässt der Golf VI keine Lücken offen und bietet Features, an die in vorangegangenen Generationen noch gar nicht einmal zu denken war. Dazu kommt der Eindruck, ein Fahrzeug zu lenken, das qualitativ und ausstattungstechnisch der Kompaktklasse bereits entwachsen ist und auch der Treibstoffverbrauch entspricht allen aktuellen Anforderungen. (saubereAutos.at)