Frankfurt/Main - Im Saarland und in Thüringen ist die Wahlbeteiligung am Sonntag gestiegen. In Sachsen fiel sie dagegen erneut, und auch bei der deutschen Bundestagswahl in vier Wochen rechnen Fachleute weiter mit einem hohen Nichtwähleranteil. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie liegt der Anteil der Wahlberechtigten, die noch nicht wissen, ob sie am 27. September ihre Stimme abgeben, bei bis zu 28 Prozent. Im Extremfall könnte dies also 17,4 Millionen Nichtwähler bedeuten, heißt es in der Untersuchung, die dem Onlineportal bild.de exklusiv vorliegt.

Für die Erhebung des Instituts Infratest dimap in Verbindung mit dem ARD-Deutschlandtrend wurden 955 Deutsche zusätzlich befragt. Lediglich 71 Prozent erklärten, sie seien entschlossen, an der Bundestagswahl in dreieinhalb Wochen teilzunehmen. Der Rest zeigte sich unschlüssig oder sogar schon entschieden, nicht zur Wahl zu gehen. Bliebe es bei diesem Wert bis zur Bundestagswahl, könnte die Wahlbeteiligung dem Bericht zufolge auf einen neuerlichen historischen Tiefstand sinken.

Die Zahl der bekennenden Nichtwähler sei trotz des bundesweiten Wahlkampfes seit Juni sogar noch um sechs Prozent gestiegen. Möglicherweise schreckten die Kampagnen der Parteien also eher ab, als dass sie tatsächlich Wähler mobilisierten, hieß es weiter. Jedenfalls spreche der Wahlkampf der Parteien potenzielle Nichtwähler nur in sehr geringem Maße an. Die Unzufriedenen vermissten bei den Parteien Glaubwürdigkeit und den Willen zur Problemlösung. Außerdem haben sie laut Umfrage nicht das Gefühl, dass ihre Stimme wirklich zähle.

Entgegen weit verbreiteter Annahmen ergab die Studie aber, dass potenzielle Nichtwähler nicht von der Demokratie frustriert sind. Sie hätten allerdings kein ausgeprägtes Interesse an der Politik und würden von der Parteipolitik auch kaum angesprochen und erreicht.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat sich eine Initiative "ProDialog" gegründet. Für Dienstag plante sie in Berlin den Startschuss für die Aktion "Die Demokratiebotschafter" - nach Angaben der Veranstalter die größte überparteiliche Mitmach-Kampagne im Superwahljahr 2009. Als Ziel wird genannt, in den Wochen vor der Bundestagswahl Zehntausende sogenannter Demokratiebotschafter zu gewinnen, die sich persönlich für eine höhere Wahlbeteiligung einsetzen.(APA/AP)