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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Polens Präsident Lech Kaczynski am Friedhof der Verteidiger der Westerplatte.

Foto: AP/German Government Press Service, Guido Bergmann

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Ministerpräsident Donald Tusk bei der Gedenkfeier auf der Westerplatte.

Foto: AP Photo/Sokolowski

Danzig/Sobot - Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski hat die totalitären Regime der 1930er Jahre sowie Nationalismus und Chauvinismus verantwortlich für den Zweiten Weltkrieg gemacht. Der Nationalsozialismus habe "Aggression und Vergeltung" propagiert, betonte das Staatsoberhaupt bei der Eröffnung der internationalen Gedenkfeier in Erinnerung an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen - zugleich Beginn des Zweiten Weltkriegs - auf der Westerplatte bei Danzig (Gdansk) am Dienstag.

Kaczynski erwähnte auch den Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939. Das sei kein Nichtangriffspakt, sondern ein Vertrag über die Aufteilung der Einflusszonen in großen Teilen Europas gewesen. Die Sowjets war wenige Tage nach dem Angriff der Deutschen in den Osten Polens einmarschiert. Polen wurde ein viertes Mal in seiner Geschichte geteilt.

Kaczynski verwies zudem auf den Mord an tausenden polnischen Offizieren in der Sowjetunion, verglich ihn aber im Gegensatz zu einer Rede bei einer rein polnischen Feier am Dienstag in der Früh nicht mit der Vernichtung der Juden im Holocaust.

Merkel unterstrich deutsche Verantwortung

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstrich die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und das damit verbundene Leid in vielen Völkern Europas. "Heute vor 70 Jahren begann mit dem deutschen Überfall auf Polen das tragischste Kapitel in der Geschichte Europas", sagte sie auf der Westerplatte. Der von Deutschland entfesselte Krieg habe "Jahre der Entrechtung, der Erniedrigung und der Zerstörung" gebracht.

Kein Land habe unter der deutschen Besatzung so gelitten wie Polen. Sie gedenke der 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. "Ich verneige mich vor den Opfern", sagte Merkel und hob neben den Polen besonders die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden hervor.

Merkel erinnerte aber auch an das Schicksal der Millionen Deutschen, die in Folge des Krieges ihre Heimat verloren. Sie tue dies im Bewusstsein der Verantwortung Deutschlands, die am Anfang der Ereignisse gestanden habe. An dieser immerwährenden geschichtlichen Verantwortung gebe es nichts umzuschreiben, und dies werde auch niemals geschehen, versicherte die Kanzlerin.

Inzwischen habe sich Europa aus einem "Kontinent des Schreckens" in einen "Kontinent der Freiheit und des Friedens" verwandelt. "Deutschlands Partner in Ost und in West haben diesen Weg durch Versöhnungsbereitschaft geebnet. Sie haben uns Deutschen die Hand zur Versöhnung ausgestreckt. Wir haben sie voller Dankbarkeit ergriffen." Merkel hob auch hervor, dass der Weg Europas zur Freiheit erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vollendet worden sei. Dazu hätte das Freiheitsstreben der Polen beigetragen. Es habe es in der besonderen Verantwortung Deutschlands gelegen, Polen und den anderen mittel- und osteuropäischen Staaten den Weg in die Europäische Union und in die NATO zu ebnen.

Zahlreiche Politiker

Neben Merkel waren der russische Ministerpräsident Wladimir Putin, der französische Premier Francois Fillon und Fredrik Reinfeldt, der schwedische Regierungschef und derzeitige EU-Ratspräsident, anwesend. Die USA waren durch den Nationalen Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama, James Jones, vertreten. Großbritannien schickte Außenminister David Miliband. Aus Österreich reiste Bundeskanzler Werner Faymann an. Nach einer Kranzniederlegung stellten die mehr als ein Dutzend Staats- udn Regierungschefs blaue Glasgefäße mit Kerzen auf. (red/APA/Reuters/AP)