In England dürfen Gerichte seit Montag sogenannte "Saufsperren" verhängen: Wer mehrfach wegen Alkohol-Delikten aufgefallen ist, darf keine Pubs, Nachtclubs und Bars mehr betreten, auch notorische Innenstadt-Bezirke nicht mehr besuchen. In Schottland werden Billigangebote verboten, die zum Kampfsaufen einladen. Mit beiden Initiativen soll den wachsenden sozialen und finanziellen Kosten des Alkoholmissbrauchs in Höhe von mehreren Milliarden Pfund Einhalt geboten werden.

Auf der Insel hat sich zwischen 1991 und 2005 die Zahl der Alkoholtoten mehr als verdoppelt. Zuverlässigen Schätzungen zufolge entstehen dem Nationalen Gesundheitssystem jährliche Kosten von rund 3,4 Milliarden Euro für die Behandlung von Unfallverletzungen und Krankheiten, die auf übermäßigen Suff zurückzuführen sind. Zu den Patienten gehören immer mehr junge Frauen und sogar Kinder unter 14 Jahren. Kürzlich starb ein 22-jähriger, dessen Säuferkarriere im Alter von elf Jahren begonnen hatte, an Leberzirrhose. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Leberkrebserkrankungen verdreifacht.

Saftige Geldstrafe oder Haft

"Wir bieten eine Handhabe gegen jene Leute, die in ihrer Nachbarschaft, bei der Polizei und ihren Pubs gut bekannt sind", erläutert Innenstaatssekretär Alan Campbell. Die Sperren sollen bis zu zwei Jahre gültig sein; wer gegen seine Auflage verstößt, muss umgerechnet 2825 Euro zahlen oder ins Gefängnis gehen.

Die Polizei freut sich über die neue Handhabe gegen Komasäufer, Bürgerrechtler stöhnen dagegen über immer neue Gesetze: "Als Nächstes kommt dann ein Gummibärchenverbot für Kinder, die zu viel Süßes essen", ätzt Isabella Sankey von der Lobbygruppe Liberty. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD-Printausgabe, 1.9.2009)