Christian Fiala ist überzeugt, dass der Einbruchsversuch in seine Praxis am Wochenende mit der derzeitigen Abtreibungsdiskussion zusammenhängt.

Foto: STANDARD/Cremer

Wien - Worüber Michael Häupl und Kardinal Christoph Schönborn kommende Woche konkret sprechen werden, wollte man am Montag weder im Büro des Wiener Bürgermeisters noch in jenem des Wiener Erzbischofs sagen. Der Termin steht jedenfalls fest: Häupl und Schönborn werden einander am 9. September treffen.

Anlass für das Gespräch ist die Debatte, die rund um einen Empfang entbrannt ist, zu dem Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SP) anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Ambulatoriums für Sexualmedizin und Schwangerenhilfe geladen hat.

Schönborn hatte Häupl in einem Brief mitgeteilt, dass es statt eines Festes Zeit sei, am "runden Tisch über flankierende Maßnahmen zu sprechen". Um die Fristenlösung an sich werde es nicht gehen - diese sei schließlich Gesetz, sagte Schönborn-Sprecher Erich Leitenberger. Das Fest hätte kommenden Donnerstag im Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus stattfinden sollen, es wurde vergangene Woche in den Rathauskeller verlegt. Die Begründung: Technische Probleme mit der Klimaanlage im Saal.

Einbruch in Klinik

Durch die aktuelle Debatte seien militante AbtreibungsgegnerInnen "wieder im Aufwind", ist Christian Fiala, der Leiter des Gynmed-Ambulatoriums überzeugt.

Wie sich Montagfrüh herausstellte, wurde am Wochenende in die Klinik am Mariahilfer Gürtel eingebrochen. Die Einbrecher sind über einen Balkon im 4. Stock eingestiegen, die Alarmanlage hat sie vertrieben. Es wurde außerdem versucht, die Tür zum "Museum für Verhütung und Schwangerschaftssabbruch" aufzubrechen, das sich im 1. Stock befindet. "Im Haus gibt es etliche Büros und eine weitere Arztpraxis, es wurde aber nur versucht, bei uns einzubrechen", sagt Fiala.

Die "religiösen Fanatiker" vor der Gynmed-Klinik würden immer wieder von US-amerikanischen AbtreibungsgegnerInnen unterstützt und "geschult". Einen von ihnen konnte der Mediziner identifizieren. Ein Kollege in New York habe den Mann auf den Bildern wiedererkannt, weil dieser auch immer wieder vor seiner Klinik stehe.

Familienstaatssekretärin Christine Marek (VP) hat in Österreich (Montagsausgabe) gesagt, dass man über eine "Bedenkzeit" vor dem Eingriff nachdenken könnte - sie räumte allerdings sofort sein, dass dies gleich wieder in eine Grundsatzdiskussion ausarten würde.

Eine Bedenkzeit hält der Gynäkologe Fiala für nicht notwendig: "Die Frauen, die zu uns kommen, haben ihre Entscheidung getroffen." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Print, 1.9.2009)