Brüssel - Anderlecht-Verteidiger Marcin Wasilewski hat sich am Sonntag im Spitzenspiel der belgischen Fußball-Liga zwischen Anderlecht und Meister Standard Lüttich (1:1) einen doppelten offenen Bruch des rechten Beins zugezogen. Lüttich-Mittelfeldspieler Axel Witsel hatte für die brutale Attacke an den 29-Jährigen in der 25. Minute völlig zurecht die Rote Karte gesehen. "Es ist ein besonders komplizierter Bruch, der Heilungsprozess wird sehr lange dauern", sagte Anderlechts Klubarzt Louis Kinnen. Vermutlich wird Wasilewski mindestens ein Jahr ausfallen.

"Es war unabsichtlich. Ich spiele nicht Fußball um Beine zu brechen", beteuerte Witsel. Sein Coach Laszlo Bölöni berichtete, der Spieler habe geweint. Weiter wollte er auf die Sache nicht eingehen.

RSC-Coach Ariël Jacobs schimpfte nach der Partie: "Das war kein Fußball mehr." Der Trainer verlor nicht nur den 39-fachen polnischen Teamspieler, sondern auch den tschechischen Ex-Nürnberger Jan Polak, der nach einem Foul einen Kreuzbandriss erlitt und ebenfalls mehrere Monate ausfallen wird. Wasilewski war der einzige Rechtsverteidiger im Anderlecht-Kader, nun müssen die Brüsseler versuchen noch kurz vor Toreschluss Ersatz zu finden.

"Jeder kennt Wasyl. Er ist ein beinharter Bursche, der schon oft mit Verletzungen gespielt hat, mit denen andere nicht mehr auflaufen. Wenn man dann so jemanden in der Halbzeit durch zwei Mauern hindurch vor Schmerz schreien hört, dann weiß man, dass etwas Schlimmes passiert ist", wird Jacobs zitiert.

Zweieinhalb Monate Sperre

Standard entschluldigte sich auf seiner Webseite für den Vorfall und gab bekannt, dass Witsel sein Opfer nach dessen Operation besuchen will. Der 20-Jährige gilt als eines der größten Talente im belgischen Fußball, 2008 wurde ihm der "Goldene Schuh" verliehen, mit dem der beste Spieler der Liga ausgezeichnet wird. Das Sportkomitee des belgischen sperrte ihn nun bis 23. November.

Der Vorfall sandte Schockwellen durch Belgiens Fußballszene. Die Versammlung der Erstligisten ("Pro League") hat bereits angekündigt, den Vorfall nicht auf sich beruhen zu lassen. "Wir müssen Klubfunktionäre und Trainer sensibilisieren und auch mit den Schiedsrichtern reden", sagte Vorsitzender Ivan De Witte im "Standaard". Der Vorfall im Constant Vanden Stockstadion hatte sich vor dem Hintergrund einer aufgeladenen Atmospähre abgespielt. Das Verhältnis zwischen Anderlecht und Standard, den beiden belgischen Großklubs, nicht das beste.

"Ich bin sehr besorgt über das Image des belgischen Fußballs", schloss De Witte. (rob/APA/Reuters)