Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Krone ziert ein Brückengeländer vor der hell erleuchteten Altstadt von Stockholm.

Foto: APa/DPA/Nietfeld

Wien - Bis hierher und nicht weiter. Die globale Geldpolitik hat sich in der Krise zwar sehr expansiv gezeigt - Zinsen wurden gesenkt, Liquidität in den Geldmarkt gepumpt und giftige Wertpapiere gekauft -, aber alle Zentralbanker haben den kurzfristigen Leitzins nicht unter Null gesenkt. Eine solche Politik wurde aber auch beim diesjährigen Treffen der US-Notenbank Federal Reserve in Jackson Hole, Wyoming, offiziell nicht besprochen. Doch diese Nullzins-Grenze habe kaum theoretische oder praktische Fundierung, meinen Kritiker der Geldpolitik, etwa der niederländische Ökonom Willem Buiter. Mit Zinsen unter null würde das Horten von Geld bestraft und produktivere Verwendungen des Kapitals wären attraktiver.

Tatsächlich führt die Nullzins-Grenze zu einem großen Problem. Wenn eine Notenbanken die Zinsen bereits auf sehr niedriges Niveau gesenkt hat, etwa auf null, aber die Vergabe von Krediten immer noch stockt, befindet sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle. Zusätzliches Geld wird dann die Wirtschaft nicht mehr stimulieren und die Geldpolitik wird wirkungslos. Daher haben Notenbanker zu "unorthodoxen" Methoden gegriffen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

So haben sie etwa Papiere von Bankbilanzen verkauft und angefangen, auch die langfristigen Zinsen, die für Kredite wichtiger sind, zu senken. Doch diese Instrumente bergen ihre eigenen Probleme, mussten doch zahlreiche Notenbanken erkennen, dass die komplexen Instrumente, die mitverantwortlich für die Finanzkrise waren, schwer zu managen sind. Zahlreiche externe Berater, etwa aus den Investmentbanken der Wall Street, mussten zur Unterstützung in die Zentralbanken geholt werden.

Kerngeschäft Liquidität

Das Kerngeschäft der Notenbank ist und bleibt die kurzfristige Ausweitung oder Reduktion von Liquidität. Und hier gibt es laut Meinungen einiger Ökonomen auch Möglichkeiten, "unorthodox" zu agieren. Dem haben sich offenbar die Notenbanker in Schweden angeschlossen. Lars Svensson, Präsident der schwedischen Notenbank, hat sich bei der Zinssitzung im Juli vom "Nullzins-Mythos" verabschiedet, der die Probleme der Geldpolitik nur verstärkt hätte. Der ehemalige Kollege von US-Notenbanker Ben Bernanke an der Universität Princeton fährt fort: "Die Nullzins-Grenze gilt nicht für die Finanzmärkte; diese können mit negativen Zinsen umgehen, wenn nötig."

Die Sveriges Riksbank hat auf die Einlagen, die von Banken bei der Zentralbank gehalten werden, erstmals negative Zinsen gesetzt: Minus 0,25 Prozent. Wenn die Geschäftsbanken nun bei der Notenbank ihr Geld horten, zahlen sie eine "Pönale". Das scheint in der aktuellen Lage sinnvoll zu sein. In der Eurozone ist das nominale Kreditwachstum laut Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, bei 0,6 Prozent. Zeitgleich halten die Banken 142,5 Milliarden Euro an Einlagen bei der EZB. Eine Pönale könnte hier die Kreditvergabe ankurbeln und das Problem der Liquiditätsfalle reduzieren. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.8.2009)