München - Nach Ex-Chef Wolfgang Ziebart, dem die Firmenpension von jährlich 560.000 Euro um ein Viertel gekürzt werden soll, müssen beim Halbleiterkonzern Infineon weitere Manager um die Höhe ihrer Bezüge bangen. Nach Angaben von Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley will sich das Gremium auf einer Sondersitzung im November mit dem Gehalt aktiver und ehemaliger Vorstände befassen, wie die "Süddeutsche Zeitung" (Samstag) berichtet. Wegen der Talfahrt des Unternehmens sei der Konzern gezwungen, Höhe und Art der Bezüge zu prüfen. Namentlich nannte Kley Ex-Finanzvorstand Peter Fischl.

Bonussystem umstellen

Zudem wolle der Konzern weg von kurzfristigen Anreizen und sein Bonussystem auch für aktive Vorstände umstellen. Kley rechtfertigte das Vorgehen gegen Ex-Chef Ziebart: "Das ist kein Tadel an Herrn Ziebart. Die wirtschaftliche Situation des Konzerns hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Der Gesetzgeber rechnet dies dem Vorstand zu."

Kley geht davon aus, dass viele andere deutsche Großkonzerne dem Beispiel von Infineon folgen werden: Die neue Rechtslage zwinge die Kontrolleure zum Handeln. "Andere Unternehmen werden das in den nächsten zwei bis drei Monaten tun", sagte Kley der "SZ". Das neue deutsche Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG) sieht unter anderem vor, dass Anreizsysteme am langfristigen Erfolg eines Unternehmens ausgerichtet werden. Auch sollen Manager bei Fehlern selbst für einen Teil der Schäden aufkommen.

Managementfehler

Managementfehler und der Einbruch der Halbleiter-Märkte hatten Infineon in die Krise gestürzt. Der Konzern musste seinen Platz im Deutschen Aktienindex DAX räumen. Zuletzt stellte das Unternehmen wieder eine Nachfrageerholung in Aussicht, vor allem im Geschäft mit Auto- und Industriechips.

Der Konzern fasst sogar nach Angaben der "Wirtschaftswoche" für das Geschäft mit Mobilfunkchips Zukäufe ins Auge. Die Sparte setzte den Angaben zufolge im dritten Geschäftsquartal, das Ende Juni ablief, rund 251 Millionen Euro um und erwirtschaftete damit fast 30 Prozent des Konzernumsatzes. Zuletzt habe das Mobilgeschäft dank Kunden wie Apple, Nokia oder LG sogar schwarze Zahlen geschrieben. Deshalb müsste sich das Unternehmen verstärken. Das könnte Infineon im Herbst angehen, sei aus dem Umfeld des Aufsichtsrats zu erfahren. In der Infineon-Zentrale in München wollte man solche Pläne nicht kommentieren.(APA)