Montag wird es ernst: Der ORF sucht Betreiber für sein Call Center plus "Fulfilment", also Mailings und dergleichen. Anfang kommender Woche legt Berater Max Palla ORF-Marketingchef Pius Strobl vor, wie er die Bewerber in der Endauswahl bewertet. 

Strobl war vor seinem ORF-Job auch schon im Sektor Call Center/TV-Dienstleistungen tätig; jedenfalls sein Büro hatte er bei einem Anbieter solcher Services.

Palla wiederum führte früher Werbeagenturen, anfangs vor allem im Direktmarketing, und damals betrieb seine Firmengruppe auch ein Call Center: Mastermanagement. Heute gehört diese Firma einem niederländischen Konzern. Sie dürfte in der Endauswahl sein, heißt es in Bewerberkreisen. "Ich habe für solche beleidigte Haltung Verständnis", vermutet Palla dahinter einen Bewerber, der nicht zum Zug kommt. In dem Fall sucht man "immer gern einen externen Feind". Aber: "Ich entscheide ja nichts, ich unterstütze den ORF nur."

Schiefe Optik?

Empfindet er die Optik als schief? "Wer 20 Jahre in diesem Geschäft in diesem Land ist, hat überall hin Kontakte. Wer die nach 20 Jahren nicht hat, hat keinen Erfolg gehabt in der Zeit", erklärt Palla.

"In der Branche ist jeder mit jedem verbandelt, und wenn man genau schaut, steht dahinter irgendwann eine Stiftung", sagt einer, der sich mit der Branche näher befasst hat.

"Leuten, die ich näher kenne, gerät das eher zum Nachteil", verweist Palla auf die Agentursuche für die ORF-Kampagne im Vorjahr, die er ebenfalls beraten hat. Nicht die Agentur seines Langzeitpartners Fred Koblinger, früher mit Palla an Bord, kam zum Zug, sondern Fcb Kobza, damals mit Rudi Kobza an der Spitze.

Palla zum Call Center: "Dass es nicht mehr gute Bewerber gab, dafür kann ich nichts." ORF-intern hieß es, einige hätten das Kriterium ordentlicher Dienstverhältnisse nicht erfüllt.

"Interessenssuche"

Die Causa Call Center beschäftigte nach STANDARD-Infos schon die Rechtsabteilung der Mediaprint, die sich für den Auftrag interessierte. Sie vermisste offenbar eine europaweite Ausschreibung für den Auftrag. Der ORF entschied sich für eine "Interessentensuche", auch per Inserat. Eigenartig", fand das einer der Interessenten. Bisher wurden die Mediaprint-Juristen dennoch nicht aktiv - offenbar hofft der Dienstleistungsriese von Krone und Kurier noch auf den Auftrag. 

Im ORF hat man hier offenbar Bedenken, mit einem anderen Medienriesen zusammenzuarbeiten. Die Mediaprint hat sich noch in die Endauswahl reklamiert, hieß es unter Bewerbern. Der zuständige Mediaprint-Manager Thomas Kralinger war unerreichbar. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 29./30.8.2009)