Während der Monate der langen Reisen entschädigte Ö1 jene, die zurückblieben im Büro - oder zumindest in Österreich - mit einer großen Zahl von Sommer-Serien, die etwas wie ein heimliches Verbundenheitsgefühl unter den solchermaßen "Zurückgebliebenen" stiften konnten. Serien, die oft von den Reisen anderer handelten: Der Weg ins Freie - das achtteilige Hörspiel nach Arthur Schnitzlers Roman beispielsweise, der seinen Protagonisten, den Baron Georg von Wergenthin mit seiner Braut Anna Rosner nicht nur auf der langen Fahrt durch Italien begleitet. Oder Abreise und Ankunft, die Sammlung von Reisereportagen Joseph Roths, die Elisabeth Orth und Cornelius Obonya am Sonntagmorgen um 9.30 lasen. Die neunte und letzte Folge ist an diesem Wochenende zu hören.

Zudem ist die von Petra Herczeg, Helmut Peschina und Rainer Rosenberg zusammengestellte Auswahl der Reportagen, die Roth von 1921 an für verschiedene Zeitungen verfasste, für jene, die die sonntäglichen Lesungen versäumten, weil sie selbst - eben: verreist waren, schon jetzt auf zwei CDs zu erstehen. Kürzere Texte, die die Beobachtungsgabe und verspielte Lust an der Formulierung weit über jene Form der Lektüre erheben, der er eine eigene Reportage widmete: die Reiselektüre. "Erfrischungen" wie Schokoladetäfelchen aus dem Automaten: "Nirgends wird die Degradierung des Buchs so deutlich." Lesen als Ablenkung und Zerstreuung - wer mehr sucht, findet Joseph Roth. (Cornelia Niedermeier, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.08.2009)