Alpbach - Nach ihrem Debakel bei der Erhöhung der Lehrerarbeitszeit im Frühjahr nimmt Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) die Regierungsspitze in die Pflicht. "Die Reform der Schulverwaltung hat eine Dimension, bei der die Regierungsspitze gefordert ist. Ein Fachminister allein kann diese Herkules-Aufgabe nicht stemmen" , stellte Schmied am Freitag in Alpbach klar.

Da die Herausforderungen der Zukunft mit dem bestehenden Halbtagsschulbetrieb nicht zu bewältigen, doppelte Gagen für Nachmittagsbetreuung weder vorstell- noch finanzierbar seien, müsse eine grundlegende Reform des Schulsystems in dieser Legislaturperiode gelingen. Die Alternative sei ein Zwei- oder Drei-Klassen-System, bei dem Bildung zu einer "Frage der Brieftasche" verkomme.

Details oder gar Vorgaben zu den drei großen Streitpunkten - einheitliches Dienst- und Besoldungsrecht für Bundes- und Landeslehrer, Ausbildung aller Lehrer gemäß Bologna-Standards und Abschaffung der Landesschulräte, die in Bildungsdirektionen umgewandelt werden sollen - nannte Schmied nicht. Das sei gar nicht möglich, weil diese von Expertengremien erst erarbeitet würden. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem parlamentarischen Verfassungsausschuss zu, dem neben den Koalitionsparteien Schulpartner, Vertreter der Länder und Interessenvertreter angehören. Dass sie Ganztagsunterricht verordnen werde oder alle Lehrer am Nachmittag in der Schule anwesend sein müssten, sei Panikmache. Nichts davon stehe fest, entscheidend sei der individuelle Bedarf. (ung/DER STANDARD-Printausgabe, 29./30. August 2009)