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Birgit Minichmayr war bereits bei der Berlinale ausgezeichnet worden.

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Berlin - Die Österreicherin Birgit Minichmayr wurde von einer Jury von 41 Theaterkritikern zur "Schauspielerin des Jahres 2009" gekürt. Bester Schauspieler ist Alexander Scheer von der Berliner Volksbühne. Zum "Theater des Jahres" wählten die Kritiker mit großer Mehrheit die bis zu dieser Spielzeit von Frank Baumbauer (63) geleiteten Münchner Kammerspiele, wie das Magazin "Theater heute" am Freitag mitteilte. Auch das beste Bühnenbild kommt von den Kammerspielen: Gekürt wurde der Regisseur Andreas Kriegenburg, der dort für seine eigene Inszenierung von Kafkas "Prozess" ein rotierendes, gekipptes Auge entwarf. Das "deutschsprachige Stück des Jahres" schrieb zum wiederholten Mal die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die mit "Rechnitz (Der Würgeengel)" wortmächtig an ein NS-Massaker an 180 Juden erinnert.

Die 32-jährige Österreicherin Minichmayr, die für ihre Rolle in Maren Ades "Alle Anderen" bereits den Silbernen Bären der Berliner Filmfestspiele 2009 erhielt, überzeugte auch die Theaterkritiker. Sie wurde als "Weibsteufel" in Martin Kusejs Wiener Inszenierung des Stücks von Karl Schönherr geehrt. Der 33-jährige Scheer ("Sonnenallee") punktete als "Kean" in Frank Castorfs gleichnamiger Volksbühnen-Boulevardeske nach Alexandre Dumas.

"Ich muss das Theater in die Hand nehmen"

Baumbauer, der schon Intendant am Theater Basel und am Hamburger Schauspielhaus war, machte nun bereits zum fünften Mal ein von ihm geleitetes Haus fit für die Auszeichnung zum "Theater des Jahres". Er beendet jetzt nach acht Jahren seine Intendanz an den Münchner Kammerspielen. Sein Nachfolger ist der Niederländer Johan Simons, der die Bühne aber erst 2010 übernimmt. Bis dahin leitet das Direktorium das Haus.

"Ich verdanke die Erfolge meinen Mitarbeitern - und ich habe ihnen dann auch den Erfolg gelassen. Wenn das gelingt, wird es ganz leicht, in eine Gemeinsamkeit zu kommen", erklärt Baumbauer, der nicht selbst Regie führt, im Jahrbuch von "Theater heute". "Ich muss das Theater in die Hand nehmen, muss es spüren, muss es drehen, kneten, fühlen."

Die "Inszenierung des Jahres" kommt vom Deutschen Theater Berlin. Die Kritiker wählten die Tschechow-Inszenierung "Die Möwe" des verstorbenen Regisseurs Jürgen Gosch an die Spitze. In dem Stück ist auch die "Nachwuchsschauspielerin des Jahres" zu sehen: Kathleen Morgeneyer vom Düsseldorfer Schauspielhaus spiele eine "sperrig entrückte" Nina, urteilte die "Theater heute"-Jury. "Ausländisches Stück des Jahres" ist die Politfarce "Taking Care of Baby - Kindersorgen" des Briten Dennis Kelly. (APA)