Das waren noch Zeiten, als EU-Experten dem österreichischen Pensionssystem hohe Nachhaltigkeit beschieden. Die Regierung Schüssel I hatte gerade die Weichen neu gestellt und die Finanzierbarkeit des Umlagesystems langfristig gesichert. Seither ist viel geschehen - leider wenig Gutes. Pensionserhöhungen sind regelmäßig heiße Wahlkampfthemen und fallen entsprechend überhöht aus; die Verlängerung der Hacklerregelung beflügelt den frühzeitigen Ruhestand; die Invaliditätspension wird zunehmend zum Schlupfloch und gefährdet somit auch die Bezüge jener, die wegen gesundheitlicher Beschwerden nicht mehr arbeitsfähig sind.

Es wäre eigentlich naheliegend, die notwendigen Korrekturen vorzunehmen, damit das System auch in wenigen Jahrzehnten noch funktioniert. Und was passiert tatsächlich? Erraten: das Gegenteil. Durch ständig neue Zuckerln wird die so dringend benötigte Anhebung des tatsächlichen Pensionsalters untergraben. Übermäßige Anpassungen der Rente tun ihr Übriges zur Destabilisierung des Systems.

Schon ohne Wahlkampfgeschenke ist die Lage angesichts steigender Lebenserwartung und demografischer Entwicklung schwierig genug. Das zeigen die vom Wifo präsentierten Daten, wonach der Anteil der Pensionszahlungen an den Budgetausgaben im kommenden Jahr auf knapp 23 Prozent steigen wird. Das Einzige, was man derzeit von den Pensionistenvertretern hört, ist die Forderung nach saftigen Erhöhungen. Für das System bedeutet das Harakiri mit Anlauf. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Printausgabe, 28.8.2009)