Wien - Der Frauenanteil unter dem wissenschaftlichen Personal der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung ist 2008 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen, der Anteil der Väter in Karenz sogar von knapp drei auf 20 Prozent. Das geht aus der "Gender Booklet"-Erhebung 2008 hervor, dem Monitoring-Bericht zur Chancengleich von Frauen und Männern in außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschungseinrichtungen in Österreich. Das Booklet ist heuer zum sechsten Mal erschienen und ein gemeinsames Projekt des BMVIT-Programms FEMtech und der Forschung Austria.

Durch eine neue Erhebungsmethode wurde für 2008 erstmals deutlich, dass allein aufgrund des Geschlechts die Einkommensunterschiede gravierend sind: bei gleicher Qualifikation und Funktion, gleichem Ausmaß der Beschäftigung, gleicher Anstellungsdauer und Alter verdienen weibliche Wissenschafterinnen allein auf Grund ihres Geschlechts pro Monat um 150 Euro, das sind pro Jahr 2.100 brutto, weniger als ihre männlichen Kollegen, heißt es im Booklet.

Nur zwei Prozent in Führungspositionen

Mit 21,1 Prozent im Jahr 2008 ist im Vergleich zu 2007 (20,6 Prozent) ein geringer Zuwachs am Gesamtanteil an Frauen unter den wissenschaftlich beschäftigten MitarbeiterInnen zu verzeichnen. Von insgesamt 2.327 Beschäftigten sind 492 Frauen. Nur zwei Prozent aller Forscherinnen arbeiten in Führungsfunktionen.

Deutliche Einkommensunterschiede

Wissenschafterinnen, die Vollzeit beschäftigt sind, verdienen um 17,9 Prozent weniger als männliche Wissenschafter. 24,4 Prozent beträgt der Unterschied, wenn auch die in Teilzeit arbeitenden WissenschafterInnen mitgerechnet werden. Insgesamt ist das Ausmaß an Vollzeitbeschäftigung bei beiden Geschlechtern leicht rückläufig. Mit 40 Prozent arbeiten Frauen dennoch weit häufiger Teilzeit als Männer, ihr Anteil beträgt nur rund 18 Prozent. 2007 waren 34 Prozent aller Frauen teilzeitbeschäftigt.

Trend zur Väterkarenz

Einen starken Anstieg gibt es bei der Väterkarenz: 2008 waren von allen WissenschafterInnen in Karenz 20 Prozent Männer. 2007 waren es noch knapp drei Prozent.

Weibliches Interesse an Technik fördern

"Wenn wir uns zum Ziel setzen, in die Top 3 der innovativsten Volkswirtschaften Europas aufzusteigen, müssen wir uns bewusst sein, dass wir dazu alle klugen Köpfe brauchen, die der Männer genauso wie die der Frauen", meinte Infrastrukturministerin Doris Bures in einer Aussendung am Mittwoch. Bures kündigte an, das Bewusstsein weiter schärfen zu wollen, "dass es nicht nur unfair, sondern auch in höchstem Ausmaß unwirtschaftlich ist, auf das Potenzial der Frauen zu verzichten."

Laut "market" ist bei Mädchen das Interesse für Technik mit 15 Prozent noch wie vor weit geringer als bei den Burschen mit 44 Prozent. Als Ursachen werden neben Informationsdefiziten auch immer noch vorherrschende Rollenklischees ausgemacht. Das BMVIT unterstützt mit einer Reihe von Projekten junge Forscherinnen und Forscher mit jährlich elf Millionen Euro, von der ForscherInnenecke im Kindergarten bis zum Diplomantenstipendium, von Praktikumsplätzen in Forschungsunternehmen bis zum Aufsatz-Wettbewerb.

Staatspreis Chancengleichheit

Viele Schwerpunkte liegen dabei auf der Förderung junger Mädchen. Das Programm FEMtech umfasst zahlreiche Initiativen, von der Förderung rein frauenspezifischer Forschungsprojekte über das Sichtbarmachen von Vorbildern durch die "FEMtech-Expertin des Monats" bis zur FEMtech-Expertinnen-Datenbank. Ministerin Bures hat auch den Staatspreis Chancengleichheit ins Leben gerufen, der heuer zum ersten Mal an forschungs- und entwicklungsintensive Unternehmen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen vergeben wird, um die Rahmenbedingungen für Wissenschafterinnen und Forscherinnen im Betrieb zu verbessern und Vorbildfunktion für andere Betriebe zu geben. (red)