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Edward Kennedy saß seit 1962 für die Demokraten im Senat. Er war der letzte männliche Überlebende der zweiten Kennedy-Generation.

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Kennedy war einer der prominentesten Unterstützer von Obamas Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten.

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Edward Kennedy (Mitte) mit seinen zwei Brüdern: dem damaligen US-Präsidenten John (rechts) und Robert (links). Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1962.

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Ein Archivfoto zeigt Edward als Kind in der Bildmitte zwischen seinen Eltern mit all seinen Geschwistern.

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Infografik: Der Kennedy-Clan

Washington - Der verstorbene US-Senator Edward Kennedy soll nach US-Medienberichten am Samstag auf dem US-Nationalfriedhof Arlington südlich der Hauptstadt Washington beigesetzt werden. Er werde dort seine letzte Ruhestätte in unmittelbarer Nähe der Gräber seiner ermordeten Brüder John F. und Robert Kennedy finden, berichtete der US-Fernsehsender CNN. Wie die "Washington Post" berichtete, soll zuvor in Boston in Massachusetts, dem Heimatstaat Kennedys, eine Trauerfeier stattfinden. Dabei werde voraussichtlich auch US-Präsident Barack Obama sprechen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise.

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"Edward M. Kennedy, unser geliebter Ehemann, Vater, Großvater, Bruder und Onkel ist am späten Dienstagabend zuhause in Hyannis Port gestorben. Wir haben mit ihm das unersetzliche Zentrum unserer Familie und das Licht unseres Lebens verloren. Aber die Inspiration seines Vertrauens, sein Optimismus und seine Beharrlichkeit werden in unseren Herzen für immer weiterleben", heißt es in einem Statement, das die Kennedy-Familie kurz nach dem Tod des Familienoberhauptes am Mittwoch veröffentlichte, und das die "New York Times" zitierte. Kennedy hatte lange Jahre an einem Gehirntumor gelitten, der ihn im Alter von 77 Jahren nun das Leben kostete.

Initialzündung

Mit Edward Kennedy stirbt der letzte der vier Kennedy-Brüder. Der Älteste, Joseph P., kam schon 1944 beim Absturz seiner Airforce-Maschine im Kriegseinsatz ums Leben. Präsident John F. und Senator Robert F. Kennedy starben durch die Kugeln von Attentätern. Edward Kennedy war der Einzige, der älter wurde als fünfzig. So war es Edward M. Kennedy, genannt "Ted", vorbehalten, den Namen des wohl berühmtesten Politikclans der USA ins nächste Jahrtausend zu führen. Der gewaltsame Tod seines Bruders Robert im Sommer 1968 und die Rede, die er während des Begräbnisses hielt, war die Initialzündung für seinen politischen Lebensweg.

Unterstützung für Obama

Sein letztes Lebensjahr verbrachte er weitgehend in medizinischer Behandlung, nur unterbrochen von dramatischen Auftritten im US-Capitol in Washington. Seine zuvor nicht angekündigte Rede beim Democratic National Congress in Denver im vergangenen August rührte viele Delegierte zu Tränen: "Ich bin heute Abend hier um mit Euch gemeinsam Amerika zu verändern, seine Zukunft zu sichern, unsere besten Ideale zu erreichen und Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu wählen."

Triumph und Katastrophe

1932 in einem Vorort von Boston in eine der reichsten Familien der USA geboren, stand Edward Kennedy über weite Strecken des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts im Zentrum der US-amerikanischen Geschichte. Und schwankte dabei stets zwischen Triumph und Katastrophe. So gewann er alle Wahlen zum Senat, an denen er teilnahm. Bei seinem einzigen Versuch, Präsident zu werden, scheiterte er schon in der Vorwahl der Demokraten an Amtsinhaber Jimmy Carter.

Chappaquiddick

Auch privat hatte Kennedy, der Zeit seines Lebens mit Übergewicht, Alkohol- und Sex-Gerüchten zu kämpfen hatte, alles andere als ein einfaches Leben. Er verlor drei Brüder und drei Neffen vorzeitig. Auf der Insel Chappaquiddick fuhr Kennedy im Juli 1969 mit seinem Auto in einen wassergefüllten Graben, seine Begleiterin Mary Jo Kopechne kam ums Leben. Dieser Vorfall kostete ihn nach Meinung vieler Kommentatoren elf Jahre später den Einzug ins Weiße Haus. Einerseits sah er sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, weil er erst zehn Stunden nach dem Unfall die Polizei informiert hatte. Zum Anderen wurde sein Verhältnis zu Kopechne, die im Wahlkampf seines Bruders Robert mitarbeitete, nie vollständig geklärt. Erst 1992 stabilisierte sich sein Privatleben mit der Hochzeit mit der Washingtoner Rechtsanwältin Victoria Anne Reggie. Seine erste Ehe endete nach 24 Jahren 1982. Zuvor erkrankte sein damals 12-jähriger Sohn Edward M. Jr. 1973 an Knochenkrebs und verlor ein Bein.

Liberale Ikone

Politisch galt Edward Kennedy als profiliertester Liberaler seiner Zeit. Er engagierte sich vor allem in den Bereichen Bürgerrechte, Gesundheitswesen, Bildung, Wahlrecht und Arbeitsmarkt. Er war Vorsitzender der Senatskomittes zu Gesundheit, Bildung, Arbeit und Pensionen. Und doch war Edward Kennedy mehr als bloß ein Gesetzgeber. Er war eine lebende Legende, deren Anwesenheit seinem Publikum Sicherheit geben konnte und dessen Persönlichkeit jener eines Präsidenten entsprach.

"Bipartisan Consensus"

Auch seine Bemühungen, breite Mehrheiten in der US-Politik zu finden, sprachen für seine Statur. Etwa 2001, als er gemeinsam mit dem republikanischen Präsidenten George W. Bush das Bildungsgesetz „No Child Left Behind" durchbrachte. Außenpolitisch war er zwar weit weniger engagiert, trotzdem hinterlässt Kennedy auch dort eine beeindruckende und stringente Bilanz: ihm waren die Sanktionen gegen das südafrikanische Apartheid-Regime zu verdanken, er verhandelte zwischen den Bürgerkriegsparteien in Nordirland, setzte ein Waffenembargo gegen das chilenische Pinochet-Regime durch und stimmte 2002 gegen den Irakkrieg. Später bezeichnete er diese Entscheidung als „die beste Wahl, die ich in meinen 44 Jahren im US-Senat getroffen habe." (red/APA/AP)