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John H. Durham ist einer, der sich auskennt im Dickicht der Unterwelt. Sein Spezialgebiet ist die Mafia und der Sumpf der Korruption. So untersuchte er in Boston spektakuläre Fälle, in denen Polizisten und FBI-Agenten mit dem organisierten Verbrechen unter einer Decke steckten.

Seine Ermittlungen endeten damit, dass ein veritables Netz des Gebens und Nehmens und Wegschauens zerschlagen wurde. Scheinbar unbescholtene Staatsdiener kamen hinter Gitter, und Hollywood fand so viel Gefallen an der Geschichte, dass es sich zu einem preisgekrönten Film (The Departed) inspirieren ließ. Durham wiederum festigte seinen Ruf, ein nervenstarker Hüter des Gesetzes zu sein, der nur eines nicht mag - grelles Rampenlicht.

In Neuengland charakterisieren Eingeweihte den Asketen mit der puritanischen Ader als einen in sich ruhenden Mann, der mit der Gründlichkeit eines Chirurgen zu Werke geht. Berufskollegen loben ihn, weil er konsequent zu Ende führt, was er anfängt. In seinem Umfeld kursiert eine Faustregel, die "Durham Rule" : "Redet nicht mit Reportern, zieht keine Show ab, erledigt euren Job und kümmert euch nicht um Publicity." Publicity ist dem 59-Jährigen in den kommenden Monaten freilich gewiss. Als Sonderermittler, der das dunkle Folterkapitel der CIA aufarbeiten soll, steht er unvermeidlich im Scheinwerferlicht.

Demokraten wie Republikaner konnten sich leicht auf Durham einigen. Er gilt als moderater Konservativer, der sich nicht viel aus der parteipolitischen Farbenlehre macht. 1999, als er die Kungelei im Umkreis der Mafia aufdecken sollte, bekam er den Auftrag von Janet Reno, der Justizministerin Bill Clintons.

2008 bat ihn Michael Mukasey, George W. Bushs Chef desselben Ressorts, einen heiklen Abschnitt der Foltersaga zu prüfen. Es ging um die Vernichtung von 92 Videobändern, auf denen Verhöre von Terrorverdächtigen aufgezeichnet waren. Die Bänder wurden vor vier Jahren gelöscht. Dass schon Bushs Riege auf Durham kam, lässt wohl auf einen Juristen schließen, dem - bei aller Hartnäckigkeit - der Sinn nicht nach einer Generalabrechnung mit der CIA steht.

John Durham hat an der University of Connecticut Jus studiert; seine berufliche Karriere begann er 1975 im Büro des Bundesanwalts im Ostküstenstaat Connecticut. In beharrlicher Kleinarbeit half er, Schutzgelderpressern mit klingenden Familiennamen - Gambino, Genovese, Patriarca - das Handwerk zu legen. Der gläubige Katholik ist verheiratet und hat vier Söhne. (Frank Herrmann/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2009)